Fingerspitzengefühl und Gelassenheit

BERNKASTEL-KUES. Wenn sich streitende Parteien vor Gericht treffen, ist oft keine gütliche Einigung mehr möglich. Deshalb gibt es eine Vorinstanz: den Schiedsmann.

Blätter fallen auf das Nachbargrundstück, laute Musik stört die Nachtruhe, der Rasenmäher die Mittagspause: Immer dann, wenn es zwischen Nachbarn kracht, kann der Schiedsmann vermitteln, wenn er denn von den streitenden Parteien zur Hilfe gerufen wird. "Ziel ist es, Rechtsstreitigkeiten im Vorfeld beizulegen. Der Schiedsmann kennt die örtlichen Verhältnisse. Das hat eine wesentliche Bedeutung für die Schlichtung. Landet ein Verfahren vor Gericht, ist das anders", sagte Gunther Nelles, Direktor des Amtsgerichts Bernkastel-Kues, bei der Verabschiedung von Hermann-Josef Herges (Bernkastel-Kues). Herges hatte zehn Jahre lang im Schiedsamtsbezirk Bernkastel-Kues, zu dem neben der Stadt auch die Orte Lieser und Graach gehören, vermittelt. Außerdem war er als Schöffe tätig.. Nelles und Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, dankten Herges für sein Wirken. "Eine schöne aber auch schwierige Aufgabe", sagte Hangert. Schön weil sie auf der menschlichen Ebene geschehe, schwierig, weil sie nicht immer Erfolg zeige. "Sie haben für die Menschen hervorragende Arbeit geleistet", sagte Hangert. Die Nachfolge von Hermann-Josef Herges tritt Winfried Ehlen an. Gunther Nelles vereidigte den erfahrenen Kommunalpolitiker - Ehlen war unter anderem Ortsbürgermeister von Graach - auf sein neues Amt. "Die Arbeit macht auch Spaß", machte er dem neuen Schiedsmann sein künftiges Tun schmackhaft. "Ehlen ist eine anerkannte Persönlichkeit. Er wird die Arbeit von Hermann-Josef Herges fortführen", sagte Ulf Hangert. Der neue Schiedsmann weiß, was auf ihn zukommen kann. "Die Menschen werden immer egoistischer, es wird viel mit den Ellenbogen gearbeitet. Die Menschen brauchen sich nur noch in Notzeiten", sagte er. Deshalb sei es wichtig, mit einer Portion Gelassenheit an die Aufgabe heranzugehen. Gefragt ist auch Fingerspitzengefühl. "Die richtige Entscheidung ist die, mit der niemand so ganz zufrieden ist", erläuterte Gunther Nelles das ideale Ergebnis einer Schlichtung. Beide Parteien müssten nachgeben. "Denn die Wahrheit liegt meist in der Mitte", sagte der Amtgerichts-Direktor. Winfried Ehlens Amtszeit läuft erst einmal fünf Jahre. Sie kann aber verlängert werden.

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