"Fliegende Fische" wollen keine Moralapostel sein

TRABEN-TRARBACH. "The Flying Fish Theatre" nennt sich die Truppe, die aus England kommt und in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden Schülern das Theater, die englische Sprache und aktuelle Themen näher bringen will. Jetzt gastierte die Truppe in der Konrad-Adenauer Realschule.

Kristi-Anne Seth und Jessica Lines beeindruckten 200 Schülerinnen und Schüler der 8., 9. und 10. Klasse mit dem einstündigen Stück "One for the Road" - "Absacker" übersetzt Kristi-Anne Seth. Sie ist 37 Jahre alt, ihre Kollegin Jessica 27, doch beide wirken viel jünger und verkörpern somit glaubwürdig die Rollen der Teenager Lucy und Lisa in dem Stück. Geschrieben hat es Monika Bubenheim, neben Seth Mitinhaberin des Theaters. Die kurzweiligen Aufführungen behandeln Alltagsthemen wie Alkohol, Sexualität und Scheidung, "aber wir wollen keine Moralapostel sein", betont Seth. Vielmehr wollten sie den Schülern zeigen, dass sie alt genug sind, um für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Die Truppe tritt an allen Schulen und vor allen Altersgruppen auf und verfügt über ein entsprechendes Repertoire, das auch Anfängern ein Verständnis ermöglicht. Die beiden Darstellerinnen studierten an Hochschulen in den Niederlanden und Großbritannien Schauspiel, Gesang, Regie und Theaterwissenschaften. Und dann geht es in der Aula der Realschule auch schon richtig zur Sache. Lucy liebt alkoholische Getränke, schließlich gehören sie zum Erwachsenwerden dazu, und das Leben wäre sonst langweilig. Ihre Eltern kümmern sich nicht um sie, und so süffelt Lucy die süßen Alcopops, als wären sie Limonade. Immer wieder versucht sie ihre Schulkameradin Lisa zu überreden, es ihr nachzutun. Doch die bleibt eisern. "Spaß können wir doch auch ohne Alkohol haben", sagt sie. Doch irgendwann gibt sie nach, auch Lisa kommt auf den Geschmack und trinkt Alcopops, die ihr gehörig zu Kopfe steigen. Volltrunken hängen die beiden Teenager schließlich bei den Bahngleisen herum, wo einige ihrer Mitschüler sich einer gefährlichen Mutprobe hingeben: Kurz bevor der Zug kommt, springen sie von den Schienen. Doch auch sie haben getrunken, der Zug erfasst die Gruppe. Es gibt vier Tote und einige Schwerverletzte. "Einmal war ich betrunken, und alles ging schief", muss Lisa resigniert feststellen. Sie konnte das tragische Unglück nicht verhindern, und für die Mädchen ist fortan nichts mehr, wie es einmal war. Sie brauchen psychologische Hilfe, leiden unter Albträumen und trauern um ihre Klassenkameraden. "Das Stück basiert auf wahren Begebenheiten", erklärt Kristi-Anne Seth anschließend den Schülern. "Wir wollen euch nicht ermahnen, keinen Alkohol mehr zu trinken. Diese Geschichte sollte euch vielmehr zeigen, dass ihr intelligent genug seid zu erkennen, was alles passieren kann". Eine packende, furiose Vorstellung zweier exzellenter Schauspielerinnen, die die Realschüler 60 Minuten lang in ihren Bann zog und auch betroffen machte.

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