Frischer Wind im Rat

SEHLEM. Eigens für die Wahl hatte sich in Sehlem die FWG Jugend gegründet. Der 23-jährige Listenführer Gregor Zehe schaffte es in den Gemeinderat. Groß ist die Freude, noch etwas unkonkret sind die Ziele der Liste.

Ruhig, freundlich, geduldig - so tritt Gregor Zehe auf. Als Volksvertreter kann man ihn sich gut vorstellen - und das, obwohl oder gerade weil er nichts gemein hat mit dem Klischee des Politikers, der sich gerne in den Vordergrund spielt und immer viel redet, auch wenn er nichts zu sagen hat. Aber Gregor Zehe ist nicht in den Bundestag eingezogen, sondern in den Rat der knapp 900 Einwohner zählenden Gemeinde Sehlem. Dennoch ein beachtlicher Erfolg, wenn man bedenkt, dass es sich bei der Wahl um eine doppelte Premiere handelte: Zum einen mischt sich der 23-jährige Krankenpfleger nun zum ersten Mal aktiv in die Politik ein. Zum anderen hat sich die Liste, für die er antrat, die FWG Jugend, gerade erst neu gegründet.Idee zur Liste in der Clique geboren

Doch wie kam es dazu, dass sich die Jugendlichen in Sehlem in Zeiten genereller Politikverdrossenheit zu einer eigenen Liste zusammenschlossen? Der Anstoß kam zunächst von außen. Gregor Zehe: "Wir sind in Sehlem eine Clique von 15 bis 30 Leuten, jeden Tag sitzen welche zusammen. An einem Abend haben einige erzählt, dass sie angesprochen wurden, ob sie nicht auf einer Liste kandidieren wollten. Aber da hat man wenig Chancen, etwas zu erreichen." Also beschlossen die Jugendlichen, eine eigene Liste aufzustellen.Unterstützung vom Bürgermeister

Unterstützt wurden sie dabei vom noch amtierenden Bürgermeister, Horst Wittenbecher, der nun bald abgelöst wird von seinem Listenkollegen Norbert Mehrfeld. Wittenbecher war von der Idee angetan. "Ich finde es gut, dass Jugendliche sich mal zu so was bereit erklären. Es wird ja generell immer schwieriger, Leute für die Mitarbeit im Gemeinderat zu finden." Am 19. Juli ist die konstituierende Sitzung. Dann geht es für Gregor Zehe los mit politischer Arbeit. Konkrete Ideen haben er und seine Liste nur wenige vor Augen. "Unser größtes Ziel, nämlich einen Jugendlichen in den Rat zu bringen, haben wir jetzt erstmal erreicht", meint Zehe. Und: "Ich freue mich, dass wir einen Sitz bekommen haben." Dann gibt es da noch das Ziel, einen Jugendraum in Sehlem einzurichten; einen richtigen Jugendraum hat es in dem Ort noch nie gegeben. Doch Zehe ist Realist. "Von Veranstaltungen mit dem Jugendpfleger weiß ich, dass das sehr schwierig ist. Das ist ein finanzielles und oft auch ein versicherungstechnisches Risiko." Dennoch solle das Ziel langfristig verfolgt werden, auch wenn die Mitglieder der heutigen Clique, alle zwischen 17 und 23 Jahren, dann zu alt für einen Jugendraum seien. Wofür die FWG Jugend sonst noch stehe, das müsse sich noch finden. Fest steht für Zehe aber, dass er als gewählter Bürgervertreter bei Entscheidungen nur seinem Gewissen verpflichtet ist. Und wenn er und seine Liste mal Rat brauchen, dann können sie sich den nicht nur beim ehemaligen Bürgermeister holen. Auch Zehes Mutter könnte dann eine gute Adresse sein. Ursula Zehe scheidet nun, nach 15 Jahren Mitgliedschaft aus dem Gemeinderat aus.

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