Gefangener der Liebe

TRABEN-TRARBACH. (mkri) "Im Unterliegen gesiegt", lautet der Titel des Buches, das Stefan Kritten am vergangenen Sonntag im Mittelmosel-Museum kritisch betrachtete.

Die Autorin Käthe Papke hat die historisch belegte Geschichte der Gräfin Loretta und Bischof Balduin romanhaft ausgestaltet und damit für den Leser die Zeit des Mittelalters lebendig werden lassen. Der Titel verrät nicht, wer unterlegen ist und wer gesiegt hat. In dem Roman dauert die Gefangenschaft Balduins neun Monate, in denen sich eine persönliche Beziehung zwischen der jungen schönen Loretta und dem starken, mächtigen Erzbischof entwickelt. Historisch ist jedoch eine wesentlich kürzere Gefangenschaft des Bischofs anzunehmen. So werden einige Ereignisse für die Zwecke des frömmelnden Romans ausgerichtet. Wer Genaueres über Loretta und den Stand der Forschung wissen möchte, findet dies in einem ausführlichen Beitrag von Dr. Günther Böse im Kreisjahrbuch von 1985, ab Seite 236. Das Buch von Käthe Papke wurde zum ersten Mal 1928 und dann noch einmal 1933 verlegt. Im Museum sind noch einige Exemplare des Nachdrucks von 1986 für den Preis von fünf Euro zu erhalten.Hartnäckigkeit und Wagemut siegen

Stefan Kritten, der Germanistik, Geschichte und Biologie studiert hat, kommentierte das Buch mit nachsichtigem Lächeln, denn die Geschichte hat die Autorin romantisiert und so für ein breites Publikum interessant gemacht. Er las zu Beginn die ersten Seiten, auf denen Lorettas Kindheit und Jugend geschildert und klargemacht wird, dass die Ehe mit Graf Johann von Sponheim für sie und ihre jüngere Schwester Blanche, eine Befreiung aus der Enge der abgelegenen väterlichen Burg, des Grafen von Salm, in den Ardennen war. Die Mutter starb bei der Geburt von Blanche, als Loretta zehn Jahre alt war. Der Bruder befand sich an einem Fürstenhof zur Ausbildung. Nach dem frühen Tod ihres Gemahls übernahm Loretta die Befestigung der Starkenburg und die Regierungsgeschäfte überhaupt, da ihre drei Söhne noch klein waren. Balduin bedrohte sie durch seine Burg bei Birkenfeld. Die Herrin von der Starkenburg musste hart sein in ihren Forderungen, sonst wäre sie der großen Macht des Erzbischofs und Kurfürsten unterlegen. Sie setzte alles auf dieses teure Unterpfand, ihren gefangenen geistlichen Herrn, und gewann durch ihre Hartnäckigkeit und ihren Wagemut, den kaum ein Mann aufgebracht hätte. In dem Roman werden sich beide darüber klar, dass sie sich lieben und vertrauen einander. So wurde die Gefangenschaft beendet, nachdem Balduin Lorettas Bedingungen anerkannt hatte. Museumswart Christof Krieger bedankte sich mit einer Flasche Wein bei Stefan Kritten und bezeichnete Loretta "als unsere Nationalheilige". Die zahlreichen Zuhörer applaudierten kräftig.

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