Gehemmte Musiker

Es gibt Konzerte, da kann man, ganz ungeachtet dessen, was auf der Bühne geboten wird, nur noch Mitleid mit den Akteuren haben. Einen solchen Abend konnte man in der Mosellandhalle auf dem Kueser Plateau erleben.

Bernkastel-Kues. (gkl) Das Thomas Bracht Trio, dessen Leiter auch Lehrer an der Kreismusikschule Bernkastel-Wittlich ist, hatte zu einem Konzert eingeladen, bei dem auch und vor allem vier Schüler Brachts auftreten sollten. Man musste schon die Leute, die sich um die Abendkasse kümmerten, mitzählen, damit man bei den Besuchern auf über 20 Personen im Zuhörerraum kam. Das Publikum verlor sich schlicht in der in diesem Zusammenhang riesigen Halle. Natürlich hatte das Konzert mit der Fußballeuropameisterschaft eine starke Konkurrenz und die Frage muss erlaubt sein, in wie weit es schlau ist, an solch einem Tag ein Konzert anzusetzen. Schließlich ist nicht erst seit letzter Woche bekannt, dass die EM stattfindet. Auch musste man sich fragen, ob es nicht eine kleinere Räumlichkeit für die Veranstaltung gegeben hätte. Es wäre bei weitem weniger peinlich gewesen.Die Eröffnung des Abends gestaltete Thomas Bracht am Flügel zusammen mit Edgar Weidert (Bass) und Holger Bracht am Schlagzeug mit Musik von Charlie Parker, Miles Davis und Duke Ellington. Das Trio ist in der Region nicht unbekannt und präsentierte sich in gewohnt professioneller Manier. Aber das Ziel, eine Plattform für die anschließenden Auftritte der vier Brachtschüler Philipp Klippel, Alexander Ruf, Holger Johann und Tobias Fritzen zu schaffen, wollte nicht gelingen. Es fehlte ganz einfach die Stimmung. Schade für die jungen Nachwuchsmusiker, die sich sichtbar alle Mühe gaben, ihr Können unter Beweis zu stellen.Dass Schüler gehemmt sind, wenn sie auf der Bühne stehen, ist eine normale Angelegenheit. Hier ist es von eminenter Bedeutung, dass sie vom Publikum getragen werden. Das konnte natürlich nicht gelingen. Ob Klippel mit "Georgia on my mind", Johann mit "So what" oder Fritzen mit "Take the A Train", auch mit kräftiger Unterstützung durch Bass und Drums konnten auch sie die Stimmung eines Jazzabends nicht heraufbeschwören. Am schlimmsten hatte es Ruf erwischt, der alleine am Flügel saß und zwei eigene Kompositionen präsentierte. Herzlich war der Applaus, den er und auch seine Partner erhielten, aber auf Grund der Quantitäten konnte es nicht mehr als mager sein. Thomas Bracht kündigte an, dass man das Konzert im Herbst wiederholen werde. Man kann nur hoffen, dass die Schüler dann ein Forum bekommen, wie es ihnen zukommt.

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