Gut gelaufen

BERGWEILER. Ruhe und Sicherheit bei der Entscheidungsfindung fand und findet er beim Joggen: Nach 30 Jahren Kommunalpolitik hat sich Arnold Kaiser ins Privatleben zurückgezogen.

Wie viele seiner Generation hatte Arnold Kaiser einen schwierigen Start ins Leben. Geboren 1943 in Danzig, verschlug es ihn, seinen Bruder und 25 andere Kinder nach Bergweiler. Dort fand er bei liebevollen Pflegeeltern und einer herzensguten Oma ein Zuhause, in dem er sorgenfrei aufwuchs.. "Ich war immer ehrgeizig", sagt der Mann über sich, der sich in diesem Jahr nach 30 Jahren aus der Kommunalpolitik zurück gezogen hat. Da darf der Lebenslauf nicht verwundern: Mit 14 Jahren kam er aus der Volksschule und lernte in Wittlich den Beruf des Schreiners. Dann reizte ihn der Polizeidienst: Parallel zur Grundausbildung machte er die Mittlere Reife nach und wurde 1965 Polizist in Cochem. Im gleichen Jahr heiratete er Helga, ein Mädchen aus Bergweiler. Zusammen mit ihr hat er eine Tochter und einen Sohn.Mit der Eifel eng verbunden

Nach einer kurzen Zeit bei der Polizei in Wittlich ging Kaiser ins Innenministerium. Weil seine Familie jedoch in der Eifel bleiben wollte, wechselte Kaiser, inzwischen mit Fachabitur in der Tasche, als Fachlehrer zur Bereitschaftspolizei nach Wengerohr. Seit 1984 gehörte er zum Führungsstab der zweiten Bereitschaftspolizeiabteilung, arbeitete später in der Außenstelle der Landespolizeischule und war in den vergangenen Jahren seines Berufslebens Dienststellenleiter. Neben seinem beruflichen Werdegang gab es seit 1974 auch den politischen. Dieses zeitraubende Engagement war von Anfang an mit Helga abstimmt, die ebenfalls im Dorf Mitverantwortung trägt und so immer mehr war als eine Frau im Hintergrund. Damals geriet Kaiser über das Mehrheitswahlrecht in den Rat, "fast, wie die Jungfrau zum Kinde", schmunzelt er. Schnell leckte Kaiser Blut: 1979 trat er zum ersten Mal mit einer eigenen Freien Liste zur Kommunalwahl an. Im dritten Anlauf klappte es schließlich. 1989 wurde er Ortsbürgermeister. Auch in der Verbandsgemeinde arbeitete er mit, zwölf Jahre als Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Kaiser begleitete den Werdegang seiner Gemeinde Bergweiler von einem rein landwirtschaftlichen Dorf zur Wohngemeinde. "Mit einer guten Mannschaft im Gemeinderat" habe er zusammengearbeitet, betont er. Kaiser hat dem Ort seinen Stempel aufgedrückt: Vereinshaus, Bürgersaal, Dorfplätze und der Bau von Grünanlagen, wie dem Kaisergarten, haben sich in seiner Amtszeit verwandelt. Auch beim Kabelanschluss und der ersten kommunalen Hackschnitzelheizung in Rheinland-Pfalz war er aktiv. Besonders lagen ihm der heute dreigruppige Kindergarten und die Spielplätze am Herzen. Ein Ruck ging durch Bergweiler, als der Ort 1999 bei "Unser Dorf soll schöner werden" mitmachte. Die Ergebnisse: Erster auf Kreis-, Zweiter auf Bezirks-, Fünfter auf Landesebene. Nicht nur unter optischen Gesichtspunkten errangen die Bürger einen Sieg, auch dem sozialen Leben habe die Zusammenarbeit gut getan, sagt Kaiser. 36 Bauplätze wurden im Ort in den vergangenen Jahren verkauft, die Fintenkapelle erhielt ein neues Ambiente, und auch der im Dorf umstrittene Bau der Autobahn fiel in seine Amtszeit. Gestaltet hat Kaiser auch im Sportverein. Er leitete ihn von 1970 bis 1977. Als Verteidiger war er dabei, als Bergweiler 1975 Kreismeister wurde. Dass er zur Wahl 2004 nicht mehr antrat, hat mit seinem Demokratieverständnis zu tun: Der Gestalter überlässt den Jüngeren das politische Feld. Er kümmert sich derweil um anderes: Helga, die beiden Enkelinnen in Frankfurt, das Joggen und das Restaurieren alter Möbel. "Da holt mich etwas aus meinem ersten Leben wieder ein."

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