"Ich will Schule verändern"

BERNKASTEL-KUES. Jürgen von Randow ist endlich am Ziel angekommen. Er ist Leiter einer Schule und kann damit weitergeben, was ihm während seiner Schulzeit abging: Menschlichkeit und Wärme.

"Kaum jemand kennt unsere Schule." Jürgen von Randow hat Recht mit dieser Bemerkung. Die Burg-Landshut-Schule (Förderschwerpunkt Lernen) in Bernkastel-Kues liegt am Ende der Straße "In der Bornwiese", die auch genau dort endet. Wer, wenn er nicht dort zur Schule geht, dort Kinder hat oder dort arbeitet, muss also von der Existenz wissen? Schulleiter Jürgen von Randow möchte, dass viel mehr Leute als bisher von der Existenz der Schule Kenntnis bekommen. Am Standort, den er selbst als "Loch" bezeichnet, kann er nichts ändern, wohl aber an der Bedeutung. Er möchte die Schule zu einem Vorzeigeobjekt machen: zu einer Schule, die es schafft, auch Kinder mit Defiziten beim Lesen, Schreiben und Rechnen bestens vorbereitet ins Berufsleben zu schicken. "Es ist nicht so wichtig, was mit 16 Jahren ist - wichtig ist, was mit 21 Jahren ist. Der Beruf ist das Ziel", sagt von Randow. Dem will er mit einer zielgerichteten Förderung durch Praktika ab dem siebten Schuljahr Rechnung tragen. Der Pädagoge leitet die Schule (109 Schüler in den Klassenstufen eins bis neun, 18 Lehrkräfte) seit Mitte Mai dieses Jahres, und er hat in dieser Zeit bereits mit Hochdruck an ihrem Erscheinungsbild gearbeitet. Wer die bisherige Lebensgeschichte des 47-Jährigen kennt, wundert sich nicht darüber. Der gebürtige Trierer verließ seine Heimatstadt mit 17 Jahren. In Kiel studierte er Politikwissenschaft, Geografie, Sport und Philosophie für das Lehramt II (Gymnasium). Gleichzeitig volontierte er bei den Kieler Nachrichten. Durch einen Zufall fand er den Weg zu RTL und Sat.1, und er erlebte eine interessante Zeit bei den Sendern, die sich damals noch im Aufbau befanden. Später kamen auch noch Erfahrungen beim NDR und beim MDR dazu. Zum journalistischen Wissen trug auch der Besuch der Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg bei. Warum geht so ein Mann, dem vielleicht die Medienwelt offen gestanden hätte, in die Welt der Schule zurück? "Weil ich eine schlechte Schulzeit hatte", antwortet er. Eine Zeit ohne Menschlichkeit und Wärme, aber mit großen Klassen, die dazu beitrugen, dass die Schüler den Leistungsanforderungen nicht gerecht werden konnten. Schon damals reifte in von Randow ein Gedanke. "Ich will Schule verändern!" Das journalistische Intermezzo kam ihm aber gerade recht. Denn von Randow merkte, wie wichtig eine gute Öffentlichkeitsarbeit ist. Erste richtige Station als Pädagoge war dann Thüringen. Dort baute er nach der Wiedervereinigung sieben Bildungsinstitute mit auf. In ihnen wurden Akademiker, aber auch Handwerker auf West-Niveau getrimmt. Wahrscheinlich wäre er immer noch in Thüringen. Doch 1993 erkrankten seine Eltern, die immer noch in Trier wohnten. "Ich hatte versprochen, sie zu pflegen", beschreibt von Randow die Situation. Er kam zurück und fand eine Anstellung im Jugendhilfezentrum Helenenberg bei Trier. 1999 wechselte er zur Maximin-Schule Bitburg, einer Schule für lernauffällige Kinder. Er habe auch dort verantwortungsvolle Aufgaben inne gehabt, erinnert er sich. "Doch ich wollte Schulleiter werden, um auch in eigener Regie etwas bewegen zu können", sagt der Pädagoge. Diese Chance wird ihm nun an der Burg-Landshut-Schule geboten, wo er von 1996 bis 1999 auch schon - einmal pro Woche - als Vertragslehrer eingesetzt war: "Das ist das, was ich wollte. Ich bin endlich am Ziel."

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