In Mülheim gibt’s wieder Bares

Mülheim · Viele Bürger haben sich seit der Schließung der Sparkassenfiliale für einen Geldautomaten in ihrer Gemeinde eingesetzt. Seit gestern ist dieser in Betrieb.

 Hildegard Linder holt sich Geld an dem neuen Automaten. Neben ihr der erste Beigeordnete von Mülheim, Günter Fehres. TV-Fotos (2): Winfried Simon

Hildegard Linder holt sich Geld an dem neuen Automaten. Neben ihr der erste Beigeordnete von Mülheim, Günter Fehres. TV-Fotos (2): Winfried Simon

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"

Mülheim Hildegard Linder freut sich über 50 Euro. Sie hat den Schein, den sie in der Hand hält, nicht gewonnen, sie hat ihn vielmehr soeben aus dem neuen Geldautomaten, der seit gestern am Verduner Platz mitten im Ort in Betrieb ist, gezogen.
"Mülheim muss einen Geldautomaten haben" - das war ein ganz wichtiges Anliegen der 85-Jährigen, als Anfang Februar die Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück die Geschäftsstelle in dem stark touristisch geprägten 1000 Einwohner-Ort dicht machte. In der Geschäftsstelle befanden sich ein Geldautomat und ein Selbstbedienungsterminal. Hildegard Linder hatte eine Unterschriftenaktion initiiert. 1200 Bürger hatten auf der Liste ihre Namen gesetzt, in der Hoffnung, dass die Sparkasse doch noch einlenkt. Doch ein Gespräch mit dem Vorstand brachte kein Ergebnis. Die Aktion hatte aber dennoch Erfolg. Zwei Unternehmer hatten sich bei Ortsbürgermeister Friedhelm Leimbrock gemeldet. Ihr voneinander unabhängiges Angebot: Sie stellen für einige Wochen einen mobilen Geldautomaten auf. Nach der Probephase werde dann entschieden, ob ein Automat fest installiert wird.
Leimbrock vermittelte die Interessenten an Karlheinz Sopp, den Besitzer der gleichnamigen Metzgerei in der Ortsmitte. Sopp hatte bei einer Versammlung vehement für eine Ersatzlösung plädiert.
Karlheinz Sopp hatte dem in Rüdesheim ansässigen Unternehmen Bargeldquelle den Zuschlag gegeben. Es vermietet bundesweit mobile Geldautomaten - zum Beispiel für große Feste und Konzerte.
Zwei Monate stand der mobile Automat vor dem Laden der Fleischerei Sopp. Und er wurde offenbar so gut genutzt, dass das Unternehmen sich dazu entschloss, einen stationären Automaten aufzustellen. Der befindet sich seit einigen Tagen direkt neben der ehemaligen Geschäftsstelle der Sparkasse. Das kleine Grundstück hat die Gemeinde zur Verfügung gestellt, ebenso den Stromanschluss. Die Firma Bargeldquelle hat nach Angaben von Geschäftsführerin Michaela Gratz 20 000 Euro investiert. Die Gebühr pro Bargeldabhebung beträgt 2,75 Euro.
Der erste Beigeordnete der Gemeinde, Günter Fehres, der den zurzeit in Urlaub befindlichen Ortschef Friedhelm Leimbrock vertritt, sagt: "Der Geldautomat ist ganz wichtig für die Infrastruktur unseres Ortes. Bei 85 000 Touristen im Jahr und der großen Zahl von Gewerbebetrieben brauchen wir im Dorf eine Bargeldversorgung."
Alleine rund um den Verduner Platz mitten im Ort gibt es unter anderem ein Schnellrestaurant, ein Schreibwarengeschäft, ein Fleischereifachgeschäft, eine Praxis für Krankengymnastik, eine Versicherungsagentur, ein großes Hotel, Restaurant und eine Apotheke. Apotheker Bernd Dahmen, Vorsitzender des Gewerbevereins Mülheim, freut sich, dass das Engagement der Bürger letztlich doch etwas gebracht hat. Dahmen: "Eine Dorfgemeinschaft kann etwas bewegen."Extra: MOBILE UND STATIONÄRE GELDAUTOMATEN

In Mülheim gibt’s wieder Bares
Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"


Bargeldautomaten werden neben den Banken und Sparkassen auch von privaten Anbietern betrieben. Diese führen in der Regel kein traditionelles Bankgeschäft, sondern verdienen mit der Auszahlung ihr Geld. Das Unternehmen Bargeldquelle bietet vor allem mobile Geldautomaten an, die auf Events wie Volksfesten, Musikfestivals und großen Kunsthandwerkermärkten im Einsatz sind. In Deutschland gibt es rund 55 000 stationäre Geldautomaten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort