"Kaum gefeiert, schon gefeuert"

NEUMAGEN-DHRON. Am ersten September war Amtsrat Edmund Anderle 50 Jahre im Dienst. Nun verabschiedeten Verbandsgemeinde, Kollegen und langjährige Wegbegleiter den 65-Jährigen in den wohlverdienten Ruhestand.

"Es kommt der Tag, da muss man Abschied nehmen", machte Edmund Anderle vor rund 80 Gästen deutlich, dass er gerne noch etwas länger im Dienst geblieben wäre. Allerdings hätte er in seinen 50 Berufjahren "nicht annähernd so viel Steuern hinterzogen" wie der Sänger der von ihm zitierten Zeilen, Freddy Quinn, versicherte er. Den Reaktionen nach zu schließen, hatte an dieser Aussage des scheidenden Ordnungs- und Sozialamtsleiters sowie Standesbeamten der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron offensichtlich keiner auch nur den geringsten Zweifel.Das Amt von der Pike auf gelernt

Schließlich war dieser im Berufsleben wie im Ehrenamt immer "gradlinig, konsequent und sehr engagiert", wie Bürgermeister Hans Werner Schmitt hervorhob. "Sie gehören zu denjenigen, die ihr Amt noch von der Pike auf gelernt haben", bescheinigte er dem 65-Jährigen, für den er drei Urkunden mit dabei hatte. Neben der von Ministerpräsident Kurt Beck für das 50-jährige Dienstjubiläum sowie eine der Verbandsgemeinde war für Anderle die dritte, mit seiner formellen Verabschiedung, "die schlimmste". "Kaum gefeiert - schon gefeuert", kommentierte trocken er mit der ihm eigenen Liebe zum gereimten Wort. Seine dichterischen Fähigkeiten würden die ehemaligen Kollegen künftig vermissen, war sich Personalratsvorsitzender Alois Koster sicher. Was er dem langjährigen Kollegen hoch anrechnete, war der faire Umgang miteinander: "Nachtragend warst du nie."Die Vier fällt einfach aus dem Rahmen

Diese positive Eigenschaft spiegele sich nicht zuletzt in der Zahl der Gäste wider. "Dass fast alle deiner Einladung gefolgt sind, spricht für dich", stellte Koster fest. In dem neuen "Amtsrat außer Dienst" einen nicht allzu guten Sänger vor sich zu haben, war dagegen für viele neu. Doch dessen Abschlusszeugnis von 1953 ließe da keinen Zweifel, wie Otto Mixa, Rektor der Ausonius Hauptschule, beim Stöbern in alten Ordnern heraus gefunden hatte. Denn neben den vielen Zweiern würde darin die einzige Vier einfach aus dem Rahmen fallen. Die Ortsbürgermeister der vier Verbandsgemeinden hatten sich statt in verstaubten Akten in ihren Weinkellern umgetan. Mit vereinten Kräften schleppten Helmut Ludwig (Trittenheim), Willi Herres (Neumagen-Dhron), Karl-Heinz Knodt (Piesport) und Werner Mertes (Minheim) eine Auswahl ihrer leckersten Tröpfchen heran, um Anderle damit den Abschied ein wenig zu versüßen. Nachfolgerin im Amt Neumagen-Dhron ist Monika Coen.

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