Kein Schnell-Abitur: Schule sorgt sich um Zukunft

Mit Unverständnis und Verärgerung reagieren der Leiter des Gymnasiums Traben-Trarbach, Heinz Herrmann, VG-Chef Ulrich K. Weisgerber und Landrätin Beate Läsch-Weber auf die Entscheidung des Landes, den Antrag abzulehnen, am Gymnasium ein "Schnell-Abitur" (G8 GTS) ab dem Schuljahr 2009/2010 einzuführen. Begründung des Landes: Die Eltern seien nicht befragt worden.

Traben-Trarbach. "Wir haben x-mal bei der ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion) nachgefragt, ob alle erforderlichen Unterlagen vorliegen. Diese Frage ist jedes Mal mit Ja beantwortet worden." Heinz Herrmann, Leiter des Gymnasiums Traben-Trarbach, fühlt sich vom Land verschaukelt. Seine Verärgerung ist groß: Hatte er doch in den vergangenen Jahren an seiner Schule das Projekt "Abitur in acht statt in neun Jahren" (im Fachjargon G8 GTS-Konzept) forciert, das Lehrerkollegium überzeugt und ein tragfähiges Konzept entwickelt. Und Herrmann war bis zuletzt der festen Überzeugung, dass seine Schule, die seit 2003 ein Ganztagsangebot hat, im ersten Anlauf zum Schuljahr 2009/10 dabei ist. Doch das Land hat Traben-Trarbach nicht berücksichtigt.

Auf TV-Anfrage nahm das Mainzer Bildungsministerium zu den Gründen Stellung. "Es gab zwar ein pauschale Aussage seitens der Schule und des Schulträgers, dass Bedarf bestehe, aber es gab keine Elternbefragung an den Grundschulen", so der Pressesprecher des Ministeriums. Eine solche Befragung sei für die Genehmigung unabdingbar.

Schulleiter Herrmann, der seit mehr als drei Jahren zusammen mit Vertretern des Ministeriums und zwei anderen Schulleitern an dem G8 GTS-Konzept feilt, ist nun in Sorge um die Zukunft seiner Schule. Herrmann: "Wir kämpfen um unsere Existenz. Das G8 GTS-Projekt wäre für uns eine Nische gewesen, um uns abzuheben." Herrmann verweist auf die bereits gestartete Integrierte Gesamtschule in Zell und die Einführung einer Kooperativen Gesamtschule in Kirchberg 2009/10. Herrmann: "Wir rechnen für die kommenden zehn Jahre mit einem Schülerrückgang von 40 Prozent."

Eine Elternbefragung, so Herrmann, wäre ohnehin nicht aussagekräftig gewesen, da sich die Eltern noch gar nicht richtig mit dem Thema befasst hätten. Herrmann: "Wir wären nach einer positiven Entscheidung sofort in die Grundschulen gegangen, um zu informieren und für G8 GTS zu werben." Auch die Kreisverwaltung als Schulträger kann die Entscheidung des Landes nicht nachvollziehen. Der Antrag sei in enger Abstimmung mit der ADD erfolgt, die Vollständigkeit und Aussagekraft der Unterlagen habe sie wiederholt bestätigt.

Landrätin Beate Läsch-Weber bittet nun in einem Brief an ADD-Präsident Josef Peter Mertes um Mitteilung der Gründe für die negative Entscheidung. Ferner bittet sie darum, der Schule Gelegenheit zu geben, unverzüglich die Voraussetzungen für eine Option für G8 GTS zum Schuljahresbeginn 2009/10 zu schaffen. Ähnlich äußerte sich gestern VG-Chef Ulrich K. Weisgerber.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Alex Licht sagt: "Die ganze Angelegenheit entwickelt sich zu einem Affront gegenüber dem Landkreis, der schulischen Entwicklung in Traben-Trarbach, gegenüber dem Gymnasium und dem Schulleiter."

Meinung

Reden und erneut versuchen

Hat es wirklich an der fehlenden Elternbefragung gelegen? Ein Anruf der ADD bei der Kreisverwaltung mit der Bitte "Da fehlt noch was…" hätte genügt, um letzte Unklarheiten auszuräumen. Es fällt schwer zu glauben, dass die angebliche Unvollständigkeit des Antrages der einzige Grund war, warum das Gymnasium zum Schuljahr 2009/10 kein G8-Gymnasium wird. Jetzt aber den Schwarzen Peter hin und her zu schieben, bringt nichts. Es geht um die Existenz des Gymnasiums. Die Schule hat es ohnehin schon schwer genug, weil auch Schulen in Zell und Kirchberg das Abitur anbieten. Jetzt müssen Gespräche geführt werden. Vielleicht gibt es doch noch eine Chance. w.simon@volksfreund.de

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