Kein leichter Abschied

BERNKASTEL-KUES. Ungewöhnlich viele Redner traten ans Rednerpult. Aber René Achtermann war auch ungewöhnlich lange für die Stadt Bernkastel-Kues tätig.

Es war fast wie am Heiligen Abend. Weihnachtsbaum und Gabentisch waren reich bestückt, die Menschen verbreiteten festliche Stimmung. Die einzigen Unterschiede zum Fest der Freude: So viele Familienangehörige (mehr als 100) kommen normalerweise nicht unterm Christbaum zusammen, und es wurden auch keine Weihnachtslieder gesungen. Es waren Abschiedslieder, die in der Güterhalle in Bernkastel-Kues erklangen. Sie galten René Achtermann, der nach 47 Jahren im Dienste des Tourismus, davon rund 24 Jahre an erster Stelle, in den Ruhestand verabschiedet wurde.Port: Ikone unter den Verkehrsamtsleitern

"Niemand hat den Tourismus so geprägt wie René Achtermann", würdigte Stadtbürgermeister Wolfgang Port das Wirken des scheidenden Leiters des Verkehrsamtes und nannte ihn eine "Ikone unter den Verkehrsamtsleitern" in Rheinland-Pfalz. "Wenn er etwas wollte, hat er eine halbe Stunde geredet und dann konnte man nicht Nein sagen", zeigte Port einen Wesenszug Achtermanns auf. Viele Weggenossen traten am Freitag ans Rednerpult. Alle einte die Hochachtung vor der Lebensleistung des zukünftigen Ruheständlers. "Er hat nie den Begriff Angestellte gebraucht und nie den Chef raushängen lassen. Wir waren für ihn immer Kollegen", sagte Barbara Jakobs, dienstälteste Mitarbeiterin im Mosel-Gäste-Zentrum. "Die Arbeit war seine Leidenschaft." Es ist besonders die Partnerschaft mit dem tschechischen Karlsbad, die Achtermann am Herzen lag und nun, wo er mehr Zeit hat, noch mehr liegen wird. Seit 2003 Jahr ist er sogar Ehrenbürger des berühmten Bades. Um so größer war seine Freude, dass auch eine Delegation aus Karlsbad den Weg an die Mosel gefunden hatte. Oberbürgermeister Zdenék Roubinek würdigte Achtermanns "großes Engagement" für die Freundschaft zwischen den Städten. Persönliche Worte fand auch Jan Podlipny, der dem Karlsbader Stadtrat angehört und nach eigenem Bekunden in Bernkastel-Kues mittlerweile jeden Stein kennt. Leute mit Ideen, so wie Achtermann, würden oft als komischer Kauz dargestellt. "Bis sich ihre Idee durchsetzt", sagte Podlipny. Ein sehr persönliches Geschenk überbrachte Willi Bottler, einer von Achtermanns besten Freunden: den Film "Stationen eines Lebens". Der zeigte, dass der Geehrte auf ein über erfülltes Berufs- aber auch Privatleben zurückschauen kann. "René Achtermann hat eine wunderbare, penetrante Freundlichkeit. Der erlagen alle", sagte Hermann Lewen, Geschäftsführer der Kultur & Kur GmbH. Das Weinfest sei das "Kind" Achtermanns. Er solle sich nun die Zeit nehmen, einmal auf einem Wagen beim Festzug mitzufahren. Musikalisch verabschiedeten die Kollegen von "4 x Mosel" (Verkehrsamtsleiter aus mehreren Städten) ihren Weggefährten. Auch die "Bernkasteler Bürgerwehr", die "Leibgarde" Achtermanns, war vor Ort. "Man kann es bei der Stadt aushalten - auch unter verschiedenen Bürgermeistern", dankte Achtermann mit Blick auf vier Dienstherren. "Meine Nachfolgerin übernimmt ein Superteam, auf das Verlass ist." Er wird mit dem Herzen dabei bleiben. "Abschied nehmen fällt schwer", gab er zu.

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