Keine Chance für den Fehlerteufel

MORSCHEID-RIEDENBURG. (urs) Aufmerksame Grundschüler haben in ihrem Mathematikbuch zwei Fehler entdeckt. Die Verlagsleitung hat sich nun persönlich mit Geschenken und Denksport-Aufgaben bedankt.

Die Schüler der Grundschule "Blandine Merten" in Morscheid-Riedenburg sind ganz schön pfiffig. Vor allem, wenn der Unterricht einmal etwas anders abläuft als üblich und ein waschechter Herausgeber von Schulbüchern den Mathelehrer macht. Die Drittklässer Jonas und Anna-Maria haben den Dreh mit dem Gläserklirren jedenfalls schnell raus. Stehen fünf Kinder in der Runde, die ihre Gläser jeweils mit jedem anstoßen wollen, dann klingelt es zehnmal beim Anstoßen."Klasse, das ist Mathematik!"

Anna-Maria beweist das mit einer exakt beschrifteten Skizze. Und Jonas schüttelt flugs die nächste Lösung aus dem Ärmel: Folglich klingele es bei sechs Kindern 15 mal. Schulleiterin Wilma Ittenbach ist beeindruckt. "Klasse, das ist Mathematik", kommentiert sie die schnelle Auffassungsgabe der Kinder. Doch schließlich haben die Acht- bis Neunjährigen schon als Zweitklässler bewiesen, dass sie es mit dem Rechnen haben. In ihrem Schulbuch "Welt der Zahlen 2" entdeckten sie zwei Druckfehler, wie Kristopher erzählt. Und zwar bei einer "Wäscheleinen"-Aufgabe, weiß Anna-Maria noch genau. Bei dieser hätten die Kinder immer mit dem Ergebnis weiter rechnen müssen, erklärt Klassenlehrer Ludwig Marx. Doch irgendwie steckte der Teufel drin, und zwar der Fehlerteufel. Nachdem sich seine Schüler in diesem Punkt einig waren, griffen sie zu Blatt und Stift und wandten sich mit einem Brief an den Schroedel-Verlag. Und der zeigte sich für den Hinweis dankbar. Die Fehler seien bisher nicht bekannt gewesen und beim Korrekturlesen einfach "durchgerutscht", teilte der Verlag den Schülern mit. Als Dankeschön für die Mühe erhielt jeder Schüler eine passend zum Buch gestaltete Tasse und einen Radiergummi. Als besondere Auszeichnung kündigte Herausgeber Kurt Hönisch seinen persönlichen Besuch in Morscheid-Riedenburg an. "Fehler sind einfach menschlich"

Denn besagtes Schulbuch ist im ehemaligen Regierungsbezirk Trier "gefragt", so Hermann Trier, Außendienstmitarbeiter der nordhessischen Verlage "Westermann-Schroedel-Diesterweg". Fehler-Hinweise von Schülern sind laut Hönisch relativ selten: "Es kommt vereinzelt vor, weil wir natürlich versuchen, die Fehlerzahl so gering wie möglich zu halten." Aber es sei eben einfach menschlich, dass hin und wieder ein solcher unentdeckt bleibe. Zum Glück für die Hunsrücker Grundschüler, die so in den Genuss einer Mathestunde mit Denksport-Aufgaben und Zaubertricks kamen. Das sei sehr schön gewesen, sagten Tamara und Jasmin im Anschluss an die Stunde. Die Frage, was ihr denn nun besser gefallen habe - Geschenke oder Rechnen - beantwortet Tamara diplomatisch mit "beides".

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