Keine Kredite, fast keine Schulden

MÜLHEIM. Kein Defizit, keine Neukredite und so gut wie keine Schulden. Mülheims Zwei-Millionen-Haushalt nimmt in der Verbandsgemeinde eine Sonderstellung ein.

2007 stehen in Mülheim zwar keine größeren Investitionen an. Doch der Haushaltsplan fällt dennoch wieder mal aus dem Rahmen. Zum einen weist der Mammut-Verwaltungshaushalt mit 2 014 100 Euro (2006 waren es 1,5 Millionen) erneut kein Defizit aus. Zum anderen muss die Gemeinde weder neue Kredite aufnehmen, noch drücken sie Verbindlichkeiten wie in Form zugesagter "Verpflichtungsermächtigungen". Sogar wegen der 97 250 Euro Schulden muss sich niemand grämen. Die beiden Darlehen abzulösen, wäre der Gemeinde ein Leichtes. Doch bei einem Zinssatz von etwa einem Prozent ist das, so Ortsbürgermeister Horst Forst, wohl kaum zu empfehlen. Daher beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung der rund 1000 Mülheimer zwar nicht null Euro, hat aber mit 96,89 Euro einen Wert, von dem die meisten Kommunen nur träumen. Dass die Bürger weder höhere Gebühren noch steigende Steuerhebesätze verkraften müssen, versteht sich da fast von selbst. Eine "freie Finanzspitze", also ein kleines Plus im Verwaltungshaushalt, schafft Mülheim aber nicht. Laut Manfred Knob von der Verbandsgemeindeverwaltung scheitert das an "der hohen Umlagenbelastung". Als Gemeinde mit stattlichen Einnahmen (2007 werden allein an Gewerbesteuer 883 500 Euro erwartet) muss sie auch tiefer in die Tasche greifen als andere. Tückisch ist nur, dass sich die Umlagen aus Monaten längst verteilter Einnahmen errechnen und oft gerade dann ausufern, wenn die Einnahmen zaghaft fließen. Den Griff ins "Sparbuch" Rücklagen kann die Gemeinde daher schon seit einigen Jahren nicht mehr vermeiden. Doch stehen dem hohe Investitionen gegenüber. Kaum war das "Haus der Gemeinde" umgebaut, ging es mit dem Sportverein an die Umwandlung des Sportplatzes. Kunstrasenplatz sowie Laufbahn und Springgrube für Kindergarten und Schule kosten an die 600 000 Euro. Davon schultert Mülheim zwar "nur" rund 240 000 Euro. Doch der Rest will auch bezahlt sein. "Den Sportplatz haben wir ja voll vorfinanzieren müssen", macht Faust die enorme Leistung deutlich. "Wenn wir keine Rücklagen hätten, wären wir schon gegen die Wand gefahren", ist er überzeugt. Die Haushaltslage sei daher zwar nicht angespannt, "aber mit großen Risiken verbunden". Das spiegelt sich in den 2007er-Investitionen mit dem einzig dickeren Posten von 125 000 Euro für den Ausbau der Poststraße. Ansonsten enthielten die 636 000 Euro im Vermögenshaushalt nur "Kleckerbeträge" für Vorhaben wie Ortsplanung oder Arbeiten am Friedhof. Daneben sind vorsorglich 5000 Euro für die künftige Ganztagsgrundschule eingestellt sowie 10 000 Euro für die Erweiterung der Grafschafter Festhalle. Für 15 000 Euro sollen zudem Wanderwege erneuert und neue Bänke aufgestellt werden. Ein Dauer-Dilemma ist der jahrelange Minus-Trend im Forst. Nach 3000 Euro Vorjahresdefizit werden 2007 wohl 1600 Euro fehlen. Schuld daran sind laut Forstamtsleiter Franz-Josef Sprute die "relativ schwachen Standorten und flachgrundigen Böden".

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