Keine Zukunft für die Hauptschule

Das Ende der Hauptschule wirft bei Schülern, Eltern, Lehrern und Politikern Fragen auf. Diese wollte Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) beantworten. Was ihr bei der Veranstaltung der SPD-Kreistagsfraktion aufgrund des Abstimmungsprozesses nur zum Teil gelang.

 300 Zuhörer wollten Ministerin Doris Ahnen zuhören und mit ihr diskutieren. TV-Foto: Harald Jansen

300 Zuhörer wollten Ministerin Doris Ahnen zuhören und mit ihr diskutieren. TV-Foto: Harald Jansen

Morbach. Für Doris Ahnen steht definitiv fest, dass die Hauptschule in ihrer heutigen Form keine Zukunft in Rheinland-Pfalz hat. Das liege sicher nicht an der dort geleisteten pädagogischen Arbeit, sagte die Ministerin vor 300 Zuhörern in der Baldenauhalle Morbach. Sie glaube aber, dass es Zeit für eine Veränderung ist. Einerseits würden die Anmeldezahlen für diese Schulart stetig sinken, andererseits gehe die Zahl der Kinder aus demografischen Gründen bis 2020 um rund 20 Prozent zurück. Diese Entwicklung wird die Schullandschaft im Landkreis nachhaltig verändern, sagte Ahnen. Wo welche Schule entstehen soll, konnte die auf Einladung der SPD-Kreistagsfraktion in den Hunsrück gekommene Ministerin nicht sagen. Das sei Aufgabe der Landkreise, die regionale Schulentwicklungspläne aufstellen müssen - notfalls auf Anweisung des Ministeriums. Dass die möglicherweise in Morbach entstehende Inte grierte Gesamtschule, bei der Bildungsabschlüsse bis zum Abitur möglich sind, oder die Realschule Plus an anderen Standorten schon heute die Menschen bewegt, zeigten die zahlreichen Fragen an die Ministerin. Mehrere Lehrer der Berufsbildenden Schulen Bernkastel-Kues befürchteten beispielsweise, dass die Realschule plus mit dem möglichen Abschluss der Fachhochschulreife negative Auswirkungen auf ihre Schule haben werde. Deren Reaktion bezeichnete die Ministerin "wohl als ein wenig zu ängstlich". Aber es waren auch ganz praktische Anliegen, die zur Sprache kamen. So wies eine Mutter darauf hin, dass in der Realschule Plus sowohl bisherige Hauptschüler als auch Realschüler gemeinsam unterrichtet würden. "Die einen müssen für ihre Fahrkarten bezahlen, die anderen nicht", sagte sie. Diese Ungleichbehandlung war auch der Ministerin bewusst. Sie könne zwar keine endgültige Antwort geben, es "wird jedoch sicher eine vernünftige Regelung gefunden werden", sagte Doris Ahnen. Mehrfach musste die Bildungsministerin an diesem Abend auf die laufenden internen Abstimmungen über den Inhalt des Schulgesetzes verweisen. Ahnen hoffte, dass das Gesetz im Sommer in den Landtag eingebracht werden könne und "vor der Anmeldephase für das neue Schuljahr verabschiedet wird." Bis dahin muss auch geklärt sein, wer Schulträger für die Realschule Plus wird. Bisher sind die Verbandsgemeinden, die Stadt Wittlich und die Gemeinde Morbach Träger der Schulart mit dem Bildungsziel Berufsreife. Der Landkreis ist Träger unter anderem für Realschulen, Gymnasien und Berufsbildende Schulen. Meinung Hauen und Stechen Gleich auf mehreren Ebenen bietet die Schulreform Anlass zu Auseinandersetzungen. Die Frage, wer Schulträger wird, interessiert dabei wohl eher Kommunalpolitiker und Verwaltungschefs. Für die Eltern der Schüler wird es um so wichtiger sein, an welchen Orten nach der Reform welche Schulart angeboten wird. Ein Schulentwicklungsplan auf Kreisebene soll Hinweise für die schulische Landschaft geben. Letztendlich wird es auf eine politische Entscheidung hinauslaufen. Ob dabei immer das Wohl der Schüler im Vordergrund stehen wird, bleibt zu hoffen. Dass bei den Politikern auch der Mut besteht, unbequeme Entscheidungen wie Schulschließungen zu fassen, ist eher unwahrscheinlich. h.jansen@volksfreund.de

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