Kirche, Bürgersaal oder beides?

Papiermühle · Im Neumagen-Dhroner Ortsteil Papiermühle gibt es Überlegungen, die kleine Dorfkirche eventuell multifunktional zu nutzen. Das Bistum steht dem zumindest nicht ablehnend gegenüber.

 Ortstermin in der sichtlich gut gepflegten Kirche. Michael Thomas (von links), Ortsbürgermeister von Neumagen-Dhron, mit dem Vorstand des Vereins Dorfgemeinschaft Papiermühle: Kassierer Alexander Klein, Schriftführerin Margot Thiel, Julia Fritz, zweite Vorsitzende sowie Vorsitzender Egon Wollmann. TV-Foto: Ursula Schmieder

Ortstermin in der sichtlich gut gepflegten Kirche. Michael Thomas (von links), Ortsbürgermeister von Neumagen-Dhron, mit dem Vorstand des Vereins Dorfgemeinschaft Papiermühle: Kassierer Alexander Klein, Schriftführerin Margot Thiel, Julia Fritz, zweite Vorsitzende sowie Vorsitzender Egon Wollmann. TV-Foto: Ursula Schmieder

Papiermühle. Die kleine Kirche des Neumagen-Dhroner Ortsteils Papiermühle wird noch regelmäßig genutzt. Einmal wöchentlich finden dort Gottesdienste statt und ab und an eine Taufe oder eine Hochzeit, die aber wie überall im Land seltener werden. "Wir sind vielleicht die letzten, die voriges Jahr im April hier geheiratet haben", sagt Alexander Klein, ein jüngerer Mann. Eine Taufe gab es laut Julia Fritz zuletzt im Oktober 2013. Angesichts des gesellschaftlichen Wandels findet eine Idee zunehmend Befürworter unter den etwa 250 Bürgern des Ortsteils. Vielleicht ließe sich ihre Kirche ja zusätzlich als eine Art Bürgersaal nutzen.
Anbieten würde sich das wegen des Verkaufs der alten Schule. Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen der Gemeinde fand sich endlich ein Käufer für das teils als Bürgerhaus genutzte Gebäude. Der neue Inhaber hat zwar angeboten, der Saal könne vorübergehend noch für Familienfeiern genutzt werden, doch je nach Renovierungsfortschritt kann es damit schnell vorbei sein.
Daher könnte die Kirche eine Alternative für den Ort sein, in dem sich kürzlich der Verein Dorfgemeinschaft Papiermühle gründete. Die bereits gut 40 Mitglieder setzen sich für Verbesserungen in ihrem Dorf ein. Vorsitzender Egon Wollmann bedauert, dass ein solcher Verein nicht schon vor zehn Jahren durchstartete. Vielleicht hätte sich dann eine andere Lösung für die zuletzt arg renovierungsbedürftige Schule aufgetan. Wegen höherer Nutzungsgebühren sei sie zuletzt seltener gebucht worden. Aber die Frauen des "Mittwochsclubs" tagten dort nach wie vor einmal im Monat und auch in der Advents- und Fastnachtszeit wurde dort gefeiert.
Mit ersten Überlegungen für eine etwaige Doppelnutzung der Kirche, der das Bistum allerdings zustimmen müsste (siehe Extra), kann sich aber auch Wollmann anfreunden. So wäre es vielleicht denkbar, den Altarraum mit mobilen Zwischenwänden zeitweise abzutrennen. "Bei privaten Feiern wäre dann der sakrale Raum nicht sichtbar", erklärt Margot Thiel, Schriftführerin des Vereins. Sie ist sich der Verantwortung für das von früheren Generationen Aufgebaute bewusst. An ihnen sei es nun, das dauerhaft zu bewahren. Ortsbürgermeister Michael Thomas hält schon wegen der rapiden Veränderungen durch den demografischen Wandel Überlegungen wie in Papiermühle für unverzichtbar. Auf längere Sicht würden wohl zwangsläufig Kirchen geschlossen. Verhindern könnten das letztlich nur realisierbare Nutzungskonzepte: "Langfristig rettet ihr die Kirche damit", hält er die Überlegungen in Papiermühle für den richtigen Weg.Meinung

Ein Ort der Begegnung
Vor 20, 30 Jahren wären Überlegungen, wie es sie jetzt in Papiermühle gibt, noch undenkbar gewesen. Aber die Zeiten haben sich geändert. An den Weihnachtsfeiertagen werden die Kirchen gut gefüllt sein - aber danach ? Dass sogar auf dem Land, wo die Zahl der Gläubigen höher ist als in den Städten, Kirchen abgerissen werden, ist inzwischen Realität - man denke an die Marienkirche in Kues, an deren Stelle ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung entstehen soll. Und es gibt inzwischen nicht nur in Papiermühle Ideen, Gotteshäuser für nichtkirchliche Zwecke zu nutzen. Das kann man beklagen. Aber es ist eine Alternative, die Kirche überhaupt im Dorf zu lassen. Niemand will, dass eine Kirche für kommerzielle Zwecke genutzt wird, dass dort feucht-fröhliche Feiern stattfinden. Kirchen als Orte, die der Begegnung dienen und das bürgerschaftliche Engagement stärken - warum nicht? Bei all diesen Überlegungen muss aber im Vordergrund stehen: Kirchen sind zuallererst Orte, um Gottesdienst zu feiern, zu beten und zur Ehre Gottes zu singen und zu musizieren. w.simon@volksfreund.deExtra

Für Pfarrer Matthias Biegel ist eine Zwei-Funktionen-Variante möglicherweise die einzige Chance, die Kirche zu erhalten. Schließlich gibt es in den beiden Haupt-Ortsteilen von Neumagen-Dhron mit insgesamt 2310 Bürgern (Hauptwohnsitze, Stand 9. Dezember 2014) zwei weitere große Kirchen. Letztendlich entscheidend ist aber die Sicht des Bistums, das von den Gesprächen zwischen Kirchengemeinde und Zivilgemeinde weiß. Dem Kommentar des Bischöflichen Generalvikariats nach zu schließen, wird ein solches Modell zumindest nicht als abwegig gesehen. Das Bistum stehe den Umbauplänen grundsätzlich offen gegenüber, heißt es auf Nachfrage aus Trier - und weiter: "Genaueres ist allerdings noch zu prüfen, da sich das Projekt in einer noch sehr frühen Phase befindet." urs

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