Kleine Köchinnen kochen köstlich

TRABEN-TRARBACH. Ein kulinarisches Vergnügen ganz ohne Wein gab es beim Wein & Gourmet Festival. "Die Latsch" und Slow Food luden ein zum multikulturellen Kocherlebnis, und in der alten Lateinschule neben der evangelischen Kirche in Trarbach dampften die Töpfe und glühten die Wangen der kleinen Köchinnen.

 Hochbetrieb in der kleinen Küche des Café "Latsch": Für das multikulturelle Kocherlebnis stellten zwölf Schülerinnen im Alter von zwölf bis 18 Jahren unter Beweis, dass sie was vom Kochen verstehen.Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Hochbetrieb in der kleinen Küche des Café "Latsch": Für das multikulturelle Kocherlebnis stellten zwölf Schülerinnen im Alter von zwölf bis 18 Jahren unter Beweis, dass sie was vom Kochen verstehen.Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Die Emanzipation der Jungs an den Kochtöpfen lässt immer noch auf sich warten, dafür zeigen zwölf Mädchen, was sie drauf haben, und das mundete letztendlich auch den Knaben ganz vortrefflich. Aus Traben-Trarbach, Kinheim, Kröv und Enkirch kommen die Mädchen, zwölf bis 18 Jahre sind sie alt, und alle treffen sich regelmäßig im Jugendcafé "Latsch". Nun geht es an die Kochtöpfe, und assistiert werden sie von Ulrike Böcking, der Vorsitzenden des Conviviums Mosel-Hunsrück-Eifel von Slow Food Deutschland und der Ernährungsberaterin Yvonne Clemens. Finanzielle Unterstützung fürs Multi-Kulti-Kochen gab es vom Wein & Gourmet Festival, die Lebensmittel spendierte ein hiesiger Markt. Im Topf gart ein kasachischer Eintopf

Die für den Junior-Gourmet- Abend vorbereiteten internationalen Speisen klingen nicht nur gut, sie lassen dem magenknurrenden Kochtopf-Gucker auch das Wasser im Munde zusammenlaufen. Anastasia ist 18 und kommt aus Kasachstan. Seit zwei Jahren lebt sie an der Mosel, spricht perfekt deutsch und ihre weiße Cordhose weist auch nach dem fast dreistündigen Kochmarathon keine Flecken auf. Sie bereitet einen usbekischen Eintopf, "Plof", der auch in ihrer kasachischen Heimat geschätzt und in großen Töpfen gekocht wird. "Die Menschen sitzen am Boden und essen das Gericht mit der Hand", erzählt die wortgewandte 18-Jährige. Eigentlich gehört Lammfleisch in den pikanten Eintopf, Anastasia hat sich für Rindfleisch entschieden, und dann schmoren noch Paprika, Zwiebeln, Möhren und Knoblauch und allerlei Gewürze im Topf. In der kleinen Küche der Lateinschule herrscht Hochbetrieb, da wird geschnitten, geschnippelt, gesotten und gebrutzelt. Alle Hände voll zu tun gibt es auch für Jugendreferentin Regina Fahle und ihre jetzt ehrenamtlich tätige Vorgängerin Christiane Poersch, die schon mal den Hefeteig für die "Pelmeni" ausrollt. Das sind mit Hackfleisch und Zwiebeln gefüllte Tortellini, die im Wasserbad garziehen und mit einer Joghurtsoße verzehrt werden. Türkische Pizza schmeckt sehr pikant

Das Rezept hat Alex (16) aus seiner russischen Heimat mitgebracht, aber die Zubereitung überlässt er doch lieber den Mädchen. An der türkischen Pizza haben die aus dem Kosovo kommenden Schülerinnen Sebahate (16), Sadete (15), Dunjeta (12) und die Türkin Sevda (15) mitgearbeitet. Der mit Pilzen und Hackfleisch belegte Hefeteig wird gerollt und mit der Hand gegessen. Dazu gibt es einen Salat. Eine Herdplatte ist noch frei, ebenso ein großer Kochtopf, nun muss Ulrike Böcking ran. Lachend ändert sie den Zungenschlag zum russischen Akzent und dann bereitet sie den Bortsch, die berühmte Kohlsuppe, die nicht nur an der Wolga, sondern auch an der Mosel mundet. Yvonne Clemens mixt unterdessen ein raffiniertes Getränk aus Joghurt, Bananen und Erdbeeren, das mit Mineralwasser aufgefüllt wird und seinen Ursprung in Indien hat. 40 junge Menschen und einige Erwachsene sitzen später bei Musik begeistert zusammen, um die frisch zubereiteten Speisen zu genießen. Da fühlt sich Anastasia so richtig wohl. In Kasachstan, erzählt sie, treffen sich 40 bis 50 Familienmitglieder zum gemeinsamen Essen, in Deutschland vermisst sie die Geselligkeit. Yvonne Clemens stellt zufrieden fest, dass es beim Essen keine Berührungsängste mit anderen Kulturen gibt.

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