Kröver gehen wieder in die Weinbrunnenhalle

KRÖV. Es war die erwartete Kehrtwendung im Kröver Namensstreit - doch die Entscheidung fiel knapper aus, als im Vorfeld vermutet. Mit 8:5-Stimmen einigte sich der Gemeinderat darauf, die umstrittene "Nacktarschhalle" offiziell in die "Weinbrunnenhalle - Kröver Nacktarsch" umzutaufen.

"Jetzt kann ich endlich wieder ruhig schlafen", kommentierte Ortsbürgermeister Elmar Trossen erleichtert das Ergebnis einer Abstimmung, die am Donnerstagabend den Schlussstrich unter einen zwei Monate schwelenden Streit in der 2500-Einwohner-Gemeinde zog. Denn als der Gemeinderat am 11. Juni dem vier Millionen Euro teuren Neubau in der Moselweinstraße den "derben" Namen "Nacktarschhalle" gegeben hatte, gingen einige Bürger auf die Barrikaden.170 Zuhörer verfolgen die Debatte

Am Donnerstagabend kam das Ortsparlament erneut zusammen, um über die Bezeichnung der neuen Halle zu entscheiden. Und rund 170 Zuhörer, mehrere Fernsehteams und Vertreter von Presse und Rundfunk erwarteten mit Spannung, ob der Rat an der umstrittenen "Nacktarschhalle" festhalten würde oder einen "feineren" Namen finden würde. Zum außergewöhnlichen Rahmen passte auch die Tatsache, dass die Gemeinde 600 Liter "Kröver Nacktarsch" gratis ausschenken ließ, was sogar ein wenig Volksfest-Stimmung aufkommen ließ.Doch wer geglaubt hatte, die Absprachen im Vorfeld würden die Namensfindung zu einer reinen Formalie reduzieren, sah sich getäuscht. Breiten Konsens gab es nur darüber, dass der "Kröver Nacktarsch" auf jeden Fall mit aufs Namensschild sollte. Während mehrere Ratsmitglieder die Benennung nach der bekannten Weinlage eher als Namenszusatz beibehalten wollten, zeigte sich bei der Beratung des Ortsparlaments, dass auch die "Nacktarschhalle" nach wie vor einige Fürsprecher hatte.Paul Heinz Weißkopf stellte den Antrag, auch über den Namen "Nacktarschhalle" abstimmen zu lassen. "Ich appelliere an alle Gemeinderatsmitglieder, die vor zwei Monaten für die ‚Nacktarschhalle' gestimmt haben, ihre Meinung jetzt nicht so schnell zu ändern", sagte das Mitglied der Freien Liste.Letztlich lagen nach mehreren Stellungnahmen drei Vorschläge auf dem Tisch. Die auch von Ortsbürgermeister Trossen favorisierte Bezeichnung "Weinbrunnen-Halle - Kröver Nacktarsch", die von Ernst-Josef Römer beantragte "Mosel-Festhalle - Kröver Nacktarsch" und die blanke "Nacktarschhalle".Nacheinander stimmte das an diesem Abend 15-köpfige Gremium über die Vorschläge ab. Für die "Mosel-Festhalle" votierten lediglich zwei Ratsherren, für die "Nacktarschhalle" sprachen sich vier Gemeinderatsvertreter aus.Bürgermeister korrigiert Abstimmungsergebnis

Eine Stimmenmehrheit errang jedoch nur die "Weinbrunnenhalle - Kröver Nacktarsch". Bei zwei Enthaltungen gab es acht Ja- und fünf Nein-Stimmen für diesen Vorschlag. "Ich habe mich selbst nicht mitgezählt", korrigierte Trossen am Freitag das offizielle Abstimmungsergebnis. Damit steht seit Donnerstag fest: Die neue Halle in Kröv heißt "Weinbrunnenhalle - Kröver Nacktarsch" und trägt damit - wenngleich mit Zusatz - den Namen der früher an gleicher Stelle stehenden "Weinbrunnenhalle", den die Kröver despektierlich "Sauftempel" nannten. Eine Entscheidung, die von den Zuhörern mit vereinzeltem Applaus, aber auch einigen Buhrufen quittiert wurde."Mit diesem Ergebnis bin ich zufrieden, auch wenn ich gehofft hätte, dass es mehr Stimmen für den Vorschlag "Weinbrunnenhalle" gegeben hätte", sagte Trossen nach der Sitzung. Wichtig sei, dass im Namensstreit nun endlich Klarheit geschaffen wurde. "Bislang hat doch jeder Veranstalter einen anderen Hallen-Namen angegeben, wenn er nach Kröv gekommen ist", sagte der Ortschef.Doch Trossens Sicht der Dinge stieß nicht einhellig auf Zustimmung. Er sei "absolut enttäuscht, dass der Beschluss vom 11. Juni gekippt und so viele Gemeinderatsmitglieder umgefallen sind", sagte Ratsmitglied Wolfgang Klein. Achim Schneiders "kann zwar mit dem Kompromiss leben", bemängelt aber ebenfalls das Vorgehen des Ortsbürgermeisters. "Ich finde es nicht in Ordnung, dass er den ursprünglichen Mehrheitsbeschluss des Rates nicht mitgetragen hat", sagte der Mann von der Freien Liste. Immerhin kam der Gemeinderat auf Antrag Schneiders den "Nacktarschhallen-Befürwortern" insoweit entgegen, dass er einstimmig beschloss, den "Kröver Nacktarsch" bei der Beschilderung in gleicher Größe unter den Schriftzug "Weinbrunnen-Halle" zu setzen."Richtige Entscheidung durch bessere ersetzt"

Keinen Grund traurig zu sein, hatte am Donnerstag Verbandsbürgermeister Otto Maria Bastgen, der im Kröver Gemeinderat allerdings kein Stimmrecht, sondern nur eine beratende Funktion hat. Bastgen hatte sich zwar ursprünglich für die "Nacktarschhalle" ausgesprochen. "Ich habe aber nichts dagegen, eine richtige Entscheidung durch eine noch bessere zu ersetzen", sagte Bastgen. "Wichtig ist, dass der Name "Kröver Nacktarsch im Namen manifestiert wurde. Denn der Nacktarsch hat unseren Ort popolär gemacht."

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