Lachen als Lebenselixier

BERNKASTEL-KUES. Im Kreis ihrer Mitbewohner und des Pflegepersonals feiert Maria Jostock im Altenpflegeheim "St. Nikolaus" heute ihren 101. Geburtstag. Und seit jeher hält es die alte Dame mit der Mimik eines Clowns.

Mal nachdenklich, mal mit einem strahlenden Lachen im Gesicht verbringt sie ihren Alltag. Herzhaftes Lachen ist ganz einfach ihr Lebenselixier - und damit empfängt Maria Jostock auch ihre Gesprächspartnerin vom Trierischen Volksfreund. Warum die gekommen ist, ahnt die Seniorin nicht. "Wie, eich soll 101 Jahre alt sein", fragt sie mit ungläubigem Blick. Das kann die zierliche, freundliche Frau gar nicht glauben. Woher soll die Reporterin das denn auch wissen. "Oder sind Sie auch schon so alt?", fragt sie mit ernster Miene. Und da ist es wieder - ihr einnehmendes Lachen. Für Maria Jostock ist ihre heutige kleine Welt in Ordnung. Sie ist zufrieden und fühlt sich wohl in ihrer Umgebung, wo sie bereits seit 1998 lebt. Leicht hat die Moselanerin es in ihrem langen Leben nicht gehabt. "Viel Arbeit und immer schaffen", daran kann sie sich gut erinnern. Geboren wurde sie am 12. Mai 1904 in Minheim, der Vater war Maurer, und zudem betrieben die Eltern noch Landwirtschaft und Viehhaltung. Da galt es damals für Maria und ihre ältere Schwester Trina, mit anzupacken, wo es ging. Glück und harter Schicksalsschlag

Das war harter Alltag, bei dem man für die täglichen Arbeiten nicht auf solch bequeme Hilfsmittel zur Arbeitserleichterung zurückgreifen konnte, wie das heute der Fall ist. Die Kühe und die selbst gemachte Butter sind Maria Jostock bis heute im Gedächtnis geblieben. Im Alter von 18 Jahren heiratet Maria den Peter Jostock. Leider blieb die Ehe kinderlos. So nahm das Ehepaar einen kleinen zweijährigen Jungen aus einem Kinderheim in Trier in Pflege. Das Glück der Familie aber traf ein harter Schicksalsschlag: Mit 18 Jahren verunglückte der Junge tödlich. Aber das hat Maria den Lebensmut nicht genommen. Sie war immer sehr fromm: "Wir wurden noch richtig erzogen und sind immer in die Kirche gegangen", betont die betagte Frau. Sie genießt es, dass man sich mit ihr unterhält, auch wenn sich ihre Gedanken mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart bewegen. "Ich weiß ja nicht mehr viel und kann nichts mehr erzählen", bemerkt sie fast entschuldigend. Aber auf Selbständigkeit, so weit es noch geht, legt die alte Frau größten Wert. Dazu gehört für sie auch das selbstständige Essen. Und jegliche Art von Püriertem lehnt die 101-Jährige strikt ab: "Das sieht einfach unappetitlich aus." Dann zupft sie ihren Pullover zurecht, denn auf dem Geburtstagsfoto will sie schließlich adrett aussehen - und auch der Clown ist dabei. Die Geburtstagstafel ist gedeckt, und mit ihren Gästen wird sie heute sicher mit einem Schlückchen Wein anstoßen. Und dann ist es erneut da - ihr ansteckendes, fröhliches Lachen, mit dem sie die Geburtstagsrunde willkommen heißt.

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