Lasst die Finger von den Trauben!

Man muss sich doch immer wieder wundern, was dreiste Diebe heutzutage alles mitgehen lassen. Nicht einmal tonnenschwere Eisenbahnschienen, sperrige Leitplanken oder nur mit Hilfe einer Leiter abzumontierende Dachrinnen sind vor ihnen sicher.

Allein die Deutsche Bahn schätzt den Schaden, der durch die Metalldiebe verursacht wurde, auf eine siebenstellige Summe. Eine fehlende Schiene auf dem Abstellgleis oder das Verschwinden eines Gullydeckels - das ist in der Tat spektakulär und sorgt in der Presse für Schlagzeilen.

Wenn es sich bei dem Diebesgut allerdings nur um ein paar Trauben handelt?

Kleinvieh macht auch Mist, sagt der Volksmund. Hier mal ein paar Äpfel vom Ast gepflückt, dort eine Handvoll Walnüsse vom Baum geschüttelt und kurz mal ins Erdbeerbeet gegriffen - da ist doch überhaupt nichts dabei, mögen sich viele Zeitgenossen denken. Wenn es denn nur einige wenige wären, die sich auf Kosten anderer den Bauch vollschlagen.

Viele Winzer machen zurzeit wieder die unangenehme Erfahrung, dass ihre goldgelben und süßen Trauben, sofern sie nahe an Wanderwegen wachsen, offenbar aus Sicht einiger Zeitgenossen einfach zur Wegzehrung abgepflückt werden können. Da fehlen dem Winzer dann schon schnell mal 50 Liter edler Auslesemost.

Die Traubendiebe machen es einfach den Wildschweinen nach, die jetzt ebenfalls gehörigen Appetit auf die leckeren Früchte haben. Freilich: Die gefräßigen Paarhufer sind wenigstens so anständig und fressen die Trauben ganz und gar auf, während unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger oftmals nur ein paar Traubenbeeren probieren und den Rest dann schamlos wegschmeißen.

Gegen die Schwarzkittel versuchen die Winzer ihre Weinberge mit Elektrozäunen oder stabilem Drahtgeflecht zu schützen - die Zweibeiner von den verlockenden Trauben fernzuhalten, scheint aber ziemlich aussichtslos.

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