Leseleidenschaft der anderen Art

BERNKASTEL-KUES. Überrascht und erfreut war Herbert Klauck aus Schmelz im Kreis Saarlouis über die Ehrung, die ihm von Stadt und Tourismus-Information zuteil wurde: Für "40 Jahre Einsatz als Erntehelfer bei der Traubenlese in Kröv und Bernkastel-Kues" übereichte René Achtermann dem Saarländer eine Urkunde.

Besonderer Dank galt auch Herbert und Christa Klauck, die der Familie Ulrike und Elmar Oster-Herges aus Kues seit vielen Jahren bei der Traubenlese helfen. "Wir kommen auch mehrmals im Jahr an die Mosel, schließlich müssen wir doch regelmäßig unseren Weinvorrat auffüllen", verraten die Freunde aus dem Saarland mit einem Schmunzeln. Angefangen hat die "Leseleidenschaft" vor 40 Jahren, als Klauck in Hermeskeil bei der Bundeswehr stationiert war.Vier "trinkfeste Kerle" gesucht

"Eines morgens kam der Spieß der Kompanie und fragte nach vier trinkfesten Kerlen", berichtet Klauck. "Ich wusste zwar nicht, was da auf mich zukam, aber ich habe mich sofort gemeldet". So wurde er zum "Urlaub" abkommandiert nach Kröv zur Traubenlese bei Familie Karl Herges-Junglen, den Eltern von Ulrike Oster.Die Arbeit in Weinberg und Keller war für den jungen Soldaten ganz neu. Trauben lesen, tragen, morgens und abends keltern sowie die Pressrückstände (Trester) in die Weinberge fahren - das waren die Tätigkeiten, die auf den Erntehelfer zukamen. "Damals wurde noch mit der Hand gekeltert, das war harte Arbeit", erinnert sich Klauck. Der lange Arbeitstag begann morgens um sechs und endete meist abends um 22 Uhr.Fast zehn Jahre lang verbrachte er jeweils 14 Tage zur Erntezeit in Kröv. "Das war für mich und meine Frau, die stets dabei war, Arbeit und Urlaub zugleich", gibt Klauck zu. Anfangs kamen auch noch die Kinder mit."Er hat zudem die ganze Nachbarschaft in Kröv mit Erntehelfern aus dem Saarland versorgt", lacht Ulrike Oster. Und ein Ereignis wird Klauck so schnell nicht vergessen, das heute noch immer bei allen für ein Schmunzeln sorgt. Klauck war abends bei der Kelterarbeit, der damals zwölfjährige Sohn Otmar der Kröver Winzerfamilie sollte die Kelter nachziehen. Dazu kletterte er auf die Mostbütte, damit er besser den Hebel erreichen konnte. Doch der Junge rutschte aus und fiel in die volle Bütte. "Ich zog ihn an der Lederhose wieder raus", schmunzelt Klauck.Jahre später hat Familie Klauck dann in Kues bei Tochter Ulrike und ihrem Mann Elmar weitergemacht. Ob zur Traubenlese, zum Weinfest, zu "Happy Mosel" oder einfach zum Weinkauf - die Saarländer kommen jedes Jahr mehrmals nach Kues. Längst sind die Familien Freunde geworden - und wenn sie bei einem Glas Wein zusammensitzen, dann gibt es nichts Schöneres, als sich der vielen Geschichtchen und Anekdötchen aus der langen Erntehelferzeit zu erinnern. Und wie war das doch mit der Trinkfestigkeit, die der Spieß damals als Voraussetzung "forderte"? "Die ist von Jahr zu Jahr gewachsen", lacht der passionierte "Winzergehilfe". Zur Traubenlese werden die Klaucks noch so lange kommen, wie sie können: "Das ist doch Ehrensache".

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