Mehr Platz für Qualität

BERNKASTEL-KUES. Lange Zeit wurde weg geschaut. So lange, bis es massive Proteste gegen die zunehmende Verhunzung der Gehsteige durch Kleiderständer und andere Verkaufs-Requisiten gab.

Im Jahr 2002 verabschiedete der Stadtrat Bernkastel-Kues eine Sondernutzungssatzung. Sie regelt die Nutzung der Außenflächen von Geschäften. Danach darf maximal ein Drittel der gemieteten Fläche gewerblich genutzt werden. Diese Satzung wurde, das gibt auch Stadtbürgermeister Wolfgang Port zu, in der Vergangenheit sehr großzügig ausgelegt. Es wurden auch größere Außenflächen genehmigt, als es vom Areal her sinnvoll war. Manche Betriebe haben auch ganz einfach mehr Ständer vor die Tür gestellt, als es von der beantragten Fläche her erlaubt ist. "Viele leben davon", zeigt Martina Wolff (Entwicklungsagentur Bernkastel-Kues) ein gewisses Verständnis. "Doch mittlerweile hat Wildwuchs eingesetzt", führt sie weiter aus. Das, was sich derzeit teilweise zeige, gehe "weit über das Erlaubte hinaus". Dies hätten Erhebungen zweifelsfrei ergeben. Hintergrund ist auch, dass viele Passanten das Ambiente, speziell in der Römerstraße, abstößt. Sogar von "Lumpenstraße" ist die Rede. Solche Beschwerden dürften nicht ignoriert werden, betonen Port und Wolff. Die Mitarbeiter der Entwicklungsagentur haben in vielen Gesprächen nach einem Kompromiss gesucht, der den Belangen der Geschäftsleute und dem Image der Stadt, die Qualitätsstadt werden will, gerecht wird. Ein erster Schritt wird derzeit getan. Es wird geprüft, wie viel Außenfläche die Geschäftsleute gemietet haben. Danach erfolgt die Auflage, dass pro Quadratmeter Außenfläche ein Ständer (bis 1,20 Meter) Platz finden darf. Diese Regelung gilt bis zum Jahresende. In den kommenden Jahren soll sich der Umfang der Flächen dann Schritt für Schritt einer noch zu beschließenden neuen Sondernutzungs-Satzung anpassen. Um keinem Einzelhändler die Luft abzugraben, soll es eine mehrjährige Übergangsfrist geben. "Der Stadtrat wird im Herbst über das Thema reden", verspricht der Stadtbürgermeister. "Das wird eine harte Nuss werden", macht er sich nichts vor. Der derzeitige Zustand sei aber "untragbar". Die Übergangsphase soll, so Martina Wolff, auch dazu dienen, den Einzelhändlern zu demonstrieren, wie sie das Innere ihrer Läden und die Schaufenster gestalten können, damit der Besuch des Ladens eine Besonderheit darstellt. Wolfgang Pastor, der Vorsitzende des Werbekreises, hat solche Erfahrungen bereits gemacht. "Seit ich vor meinem Geschäft keine Ständer mehr habe, sind die Umsätze gestiegen, und die Kundenstruktur hat sich verändert. Es kommen nun Leute in den Laden, die zwei Lampen und noch einen Schal dazu mitnehmen, statt nur eine Kleinigkeit auf der Straße zu kaufen", erläutert er. Ist Bernkastel-Kues zu sehr mit Ständen und Außengastronomie zugepflastert? Oder steht der Stadt der Basar-Charakter? Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Schreiben Sie uns in Kürze, maximal 30 Zeilen à 32 Anschläge, an mosel-echo@volksfreund.de. Namen und Anschrift bitte nicht vergessen.

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