Mit Frau Gräfin am Sterenbach

WITTLICH-LÜXEM. Ein echter Lüxemer Junge prägte 25 Jahre das Leben im Wittlicher Ortsteil: Jetzt sagt Helmut Konrad: "Es ist genug." Bei der Kommunalwahl soll Lüxem auch einen neuen Ortsvorsteher bekommen.

Mit wachem Blick steht er auf der Holzbrücke über dem Sterenbach und erinnert sich an die Ortsbegehung anlässlich des Dorfwettbewerbs: "Hier ging auch Gräfin Bernadotte entlang. Was sie über die Dörfer gesagt hat, hat mich sehr begeistert." Und bundesweit begeistert hat dann Lüxem als Sieger im Dorfwettbewerb 1998. Ein großartiger Erfolg und eine Anerkennung für Konrads Leistung: "Die Auszeichnung aus der Hand des Bundespräsidenten, das war etwas ganz Besonderes." Dabei hatte Konrads Vater den jungen Landwirtschaftsmeister gewarnt: "Geh' nicht in die Politik. Tu Dir das nicht an." Doch sein heute 63-jähriger Sohn entschied sich anders: "Ich bin nicht der Typ, der nur kritisieren will, sondern ich will auch meinen Teil beitragen." Seine Ziele: Dorferneuerung und Förderung des Vereinslebens - und immer einen Weg zu finden, den alle mitgehen. "Wir haben uns geduzt im Ortsbeirat. Ich weiß noch wie ich Matthias Neidhöfer, SPD, nach seiner Ansicht gefragt habe. Er antwortete: ‚Das ist mir in meinem Leben noch nicht passiert, dass mich ein CDU-Mann nach der Meinung fragt.‘" Konrads Rezept der Gemeinschaft über Parteien hinweg hat funktioniert. "Als ich anfing, liefen noch die Abwässer in die Straßengräben", erinnert er sich beim Spaziergang. Die gemütlichen Fußwege und Brückchen über den Sterenbach sind nur ein kleiner Teil dessen, was Helmut Konrad mit Ortsbeirat und Unterstützung der Stadt Wittlich gestaltet hat: "Damals kam auf die Bürger viel zu: Kanalisation, Straßenausbau. Ich freue mich noch heute, dass die Bevölkerung alles mitgetragen hat. Und die Lüxemer haben gleich Höfe und Gärten miterneuert." Seine Devise: Nichts dem Zufall überlassen, hieß auch, persönlich zu überzeugen. Konrad ging von Haus zu Haus und war einer der ersten, der eine Bürgersprechstunde anbot. Auch eine der ersten Wohn- und Spielstraßen im Kreis hatte Lüxem "Im Bungert", heute eine gemütliche Straße mit liebevoll restaurierten Häusern. Dort zeigt Konrad stolz auf das Gefrierhaus: "Das wird noch genutzt. Alle 75 Fächer sind voll belegt. Das sind Dinge, die das Dorf ausmachen." Später führt sein Weg unterhalb der Kirche entlang. Er sagt mit Blick auf die Gaststätte: "Die Wirtshauspolitik, die fehlt, wenn man sich nur noch bei den Sitzungen trifft." Die Sonntagsmesse ist, da man sich den Pfarrer teilt, nun um 11 Uhr, danach bleibt keine Zeit für den Frühschoppen. 25 Jahre war Helmut Konrad ständig in Bereitschaft für Lüxem, hat klug taktiert und viel Verhandlungsgeschick bewiesen. Jetzt will er einen Schlussstrich ziehen, aus gesundheitlichen Gründen und auch seiner Familie zuliebe. Seine Frau Rosemarie hat das Amt mitgetragen, hinter ihrem Mann gestanden, auch Ärger im Amt erlebt.Rückzug fällt ihm nicht leicht

Vier Kinder hat das Paar und neun Enkel. Sieben davon leben in Lüxem. Doch was ihr Opa macht, macht er ganz. Deshalb zieht er sich komplett aus der Kommunalpolitik zurück. Es fällt ihm nicht leicht. Seinem Nachfolger rät er: "Das zu erhalten, was geschaffen worden ist. Damit hat man sehr viel zu tun. Und ich wünsche, dass die Lüxemer weiter Lüxemer bleiben und die neuen Lüxemer zu echten Lüxemern werden." Auf der Straße bleibt er stehen: "Es ist doch wunderschön hier. Die Spazierwege, die Lage umgeben von Streuobstwiesen und Wald, eingebettet im Seitenwinkel des Tals. Wenn man das mit aufgebaut hat, ist es wie das Eigene, da hängt mein Herzblut dran."

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