Mit Humor gegen das Vergessen

Zeltingen-Rachtig · Engagierte Menschen in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues setzen sich für an Alzheimer Erkrankte ein. Noch mehr Gleichgesinnte sind nötig, damit Betroffene möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen können.

 Clownin Ida Maria Paul auf dem Weg ins Vergessen. TV-Foto: Clemens Beckmann

Clownin Ida Maria Paul auf dem Weg ins Vergessen. TV-Foto: Clemens Beckmann

Foto: (m_mo )

Zeltingen-Rachtig. "Wahrscheinlich haben einige den Termin vergessen. Das passt ja zum Thema." Mit Humor nimmt Axel Leischner den Umstand hin, dass nicht alle Eingeladenen der Abschlussveranstaltung des Projekts Lokale Allianz für Menschen mit Demenz erschienen sind. "Gemeinschaftsaktion gegen das Vergessen." So hatte der TV im November 2014 den Bericht über den offiziellen Beginn der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Aktion überschrieben. Eine Lenkungsgruppe mit Vertretern von Kommunen, Verwaltung, Kirche und Caritas hat seither versucht, das Thema Demenz, dessen Hauptform die Alzheimer-Krankheit ist, in die Öffentlichkeit zu bringen.

"Das war nur der Einstieg. Es muss weitergehen", sagt Axel Leischner, wichtigste Person in diesem Projekt, auch bekannt unter der Bezeichnung Kümmerer. Das Ziel ist klar: "Es geht darum ein selbstbestimmtes Leben im Alter möglich zu machen", sagt Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Der Auftrag laute: "Mit Sensibilität und Aufmerksamkeit der Ausgrenzung entgegenwirken."
Klar ist: Der weitgehend selbstbestimmte Aufenthalt zuhause ist nur solange möglich, wie sich Kümmerer finden. Deshalb gab es mehrere Veranstaltungen, die sich an Angehörige oder sonstige Interessierte richteten.

Entstanden ist auch ein Flyer mit vier Kategorien für den Umgang mit dementen Menschen: Wenn wir uns begegnen; wie wir uns verständigen; wie ich mich mitteile; wie wir uns verstehen. Ein Leitfaden mit vielen Anregungen. Ein Tipp von Axel Leischner: "Humor und Musik gehen immer. Dagegen hilft es nichts, wenn man jemanden mit ´Du armer Kerl` anspricht."
Apropos Humor: Die Clownin Ida Maria Paul betritt mit langsamen Schritten die Bühne. Mehrere Minuten bleibt sie stumm. Dann wird klar. Síe spielt in einer knappen halbe Stunde nach, was normalerweise Jahre dauert. Es geht von den Anfängen des Vergessens bis zur letzten Station im irdischen Leben, dem Seniorenheim, in dem natürlich Pflegenotstand herrscht.
Ein bisschen Leichtigkeit verschafft sich die Clownin mit Seifenblasen. "Packen sie ein paar davon in die Hosentasche oder in die Handtasche", rät sie am Ende ihres zu Herzen gehenden Auftritts. Axel Leischner und seine Frau Heidrun animieren das Publikum zu Übungen. Das Paar liefert dazu die Musik. Es sind Übungen, die auch bei Demenzkranken Teil der Therapie sind.
"Ich glaube schon, dass wir viele Menschen für das Thema sensibilisiert haben", sagt Leo Wächter, hauptamtlicher Beigeordneter der VG Bernkastel-Kues und Mitglied in der Lenkungsgruppe. Das Projekt ende zwar offiziell, die Lenkungsgruppe werde sich aber weiter treffen, sagt er gegenüber dem TV.
Axel Leischner werde zudem im seit 2011 bestehenden Pflegestammtisch mitarbeiten. Darin sind unter anderem Pflegedienste, Ärzte, das Krankenhaus, die Rehakliniken, Seniorenheime, Seniorendienste, DRK und Caritas vertreten.Meinung

Eine Frage der Nächstenliebe
Jeden kann Alzheimer treffen. Jeder kann aber auch dazu beitragen, dass Betroffene möglichst lange selbstbestimmt leben. Mit Geld hat das erst einmal nicht viel zu tun. Es braucht nur genug Frauen und Männer, die Nächstenliebe und Nachbarschaftshilfe praktizieren. In der VG Bernkastel-Kues ist der Anfang gemacht. Weiter so! c.beckmann@volksfreund.de

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