Mit dem Jägerlatein bald am Ende

BERNKASTEL-WITTLICH. Obwohl die Zahl der Wildschweine zurückgegangen zu sein scheint, kann von Entwarnung nicht die Rede sein. Vor allem an der Mosel sind die Tiere unterwegs und wüten in den Weinbergen.

Sind nun alle tot? - Nachdem die Landwirte und Winzer in den vergangenen Jahren so viel mit den Jägern geschimpft hatten, sie würden die Wildschweine lieber mästen als erschießen, haben Jäger in der Eifel und an der Mosel im vergangenen Jahr Rekordzahlen geschossen. Und nun? Nun sind kaum noch Wildschweine da. Zumindest nicht dort, wo sie Jäger gerne hätten: vor dem Lauf ihrer Gewehre. "Es wurden seit April weniger geschossen", sagt der Dauner Kreisjagdmeister Ullrich Umbach. "Es sind aber auch weniger da." Zumindest in den Kreisen Daun und Bitburg-Prüm. Was die Mosel betrifft, so gilt nach wie vor: Wildschweine lieben Trauben und brache Weinbergsflächen, in denen sie sich verstecken können.Mutterlose Frischlinge vermehren sich schneller

Während im Eifeler Gebiet von Bernkastel-Wittlich die Zahl der Schwarzkittel rückläufig zu sein scheint, wüten sie nach wie vor an den Steillagen entlang der Mosel. Die Winzer fordern deshalb verstärkt die Jagd mit so genannten Frischlingsfallen, in denen die Tiere erst gefangen und anschließend getötet werden. Es gebe bereits einige dieser Fallen, sagt Umbachs Kollege Günther Vanck, Kreisjagdmeister in Bernkastel-Wittlich, "allerdings überwiegend im Staatswald." Bei privaten Pächtern sei es insofern problematisch, "da sie meist nur am Wochenende da sind, die Fallen aber regelmäßig kontrolliert werden müssen". Eine Entspannung der Situation an der Mosel könnten die mittlerweile wieder laufenden Treibjagden bringen. "Wenn jetzt eine Sau vor die Flinte kommt, besteht nicht mehr die Gefahr, eine führende Bache zu erwischen", sagt Vanck. Führende Bachen, also: Mütter in Begleitung ihres Nachwuchses, werden im Frühjahr und Sommer deshalb immer verschont, weil Frischlinge ohne Bache früher geschlechtsreif werden und sich somit noch schneller vermehren. So will es die Natur. Doch manchmal hilft auch der Mensch. Um die Tiere gegen die Schweinepest zu impfen, wurden in den vergangenen Jahren in den Wäldern zahlreiche Kirrungen geschaffen, an denen so manche Sau geimpft oder geschossen wurde, an denen sich das Schwarzwild aber auch satt fressen konnte. Sobald die Impfungen abgeschlossen sind - und das soll bald der Fall sein -, "wird auch die Zahl der Kirrungen endlich eingeschränkt", sagt Karin Bothe vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau.Maximal eine Kirrung pro 100 Hektar

Schon lange kämpft der Verband für eine Einschränkung der Kirrungen. Nun sieht es so aus, als ob es in den kommenden Wochen zu einer neuen Regelung kommen könnte. Demnach könnte es bald so sein, dass nur noch eine Kirrung pro 100 Hektar mit maximal einem Liter oder 700 Gramm Kirrmaterial zulässig ist. Was zum Kirren häufig verwendet wird, ist Mais. Den lieben Wildschweine fast so sehr wie Trauben. Doch wenn beides nicht mehr in Wäldern, Weinbergen und auf Feldern zu finden ist, suchen sich die Schwarzkittel etwas anderes. In diesem Jahr sind es vor allem die Früchte von Eichen und Buchen. Für die Jäger ist das ein Problem in mehrfacher Hinsicht. Wenn der Winter mild und nahrungsreich ist, sind die Tiere schwieriger zu finden, und außerdem werden es im kommenden Jahr dann wieder mehr. "Die stehen unter irgendeiner Buche, fressen sich satt, und der Jäger weiß nicht wo", sagt Umbach, der wie seine Kollegen auf einen schneereichen, bei der Spurensuche behilflichen Winter hofft. "Zu sagen, die Jäger wollten keine Wildschweine schießen, ist absoluter Unsinn!"

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