Namen sind Nachrichten

BINSFELD. Ein Spaziergang durch Binsfeld war angesagt, aber niemand musste sich bewegen. Wie das geht? Ganz einfach: Walter Valerius referierte vor 50 Zuhörern über Binsfelder Hausnamen, die er kenntnisreich gedanklich durch den Ort führte.

Das Interesse an "Erzählcher" und "Steckelcher" scheint groß zu sein. So groß, dass am Sonntagnachmittag trotz warmen Frühlingswetters 50 Binsfelder der Einladung ihres "Vereins zur Förderung der Heimat- und Kulturpflege" gefolgt waren. In der Saalholzhalle referierte Walter Valerius zwei Stunden lang über Binsfelder Hausnamen, Menschen und Originale vergangener Zeiten. Hausnamen sind in den Eifel-dörfern auch heute noch gang und gäbe. Eine Eigentümerliste von 1841 mit 126 Familiennamen bildete die Grundlage für die Forschungen. Im Dialekt sprach Valerius über die verschiedenen Hausnamen. Die Binsfelder lauschten aufmerksam und beteiligten sich durch viele bestätigende "Mmhs" und "Johs" und auch schon mal durch gezielte Nachfragen. "In der heutigen schnelllebigen Zeit kann es selbst für einen echten Binsfelder schwer sein, alte Hausnamen, aber auch damit verbundene Menschen immer gleich in Erinnerung zu rufen", begann Valerius.Wie aus Klären die Kajüte wurde

"Von den alten Hausnamen, die sich ausschließlich im unteren Aulend, im Hof mit Kirchstraße sowie In den Buchen befanden, finden wir noch Faber, Born, Weber, Kröschel, Pitsch, Valerius, Schommer, Krag, Ewerz und Gerten", so der Einstieg zum erzählerischen Rundgang durch das Dorf. Schnell ging es ins Eingemachte mit Namen wie Schewisch, Knoden, Scholer, Aulens oder Käla. "So enn Gleck wie bei Aulens, daatt sich den Noamen gehaalen hott, daat gov ett sälener." Auch der Name Faber sei häufig vertreten. "Brecka Hänschen hatte eine Faber geheiratet aus Klären. Brecka Jakob musste seinen Namen bei der Hochzeit abgeben. Aus ihm wurde Bor Jakob. Von älteren Leuten wurde er aber hin und wieder Brecka Jakob genannt. So wurde aus Klären die Kajüte." Valerius versuchte, die Herkunft unzähliger Namen zu deuten und ihre Veränderung zu erläutern. Neue Hausnamen wurden durch Einheirat mitgebracht oder durch Zuzug. Sie entstanden auch durch die Tätigkeit als Schäfer, als Hirte oder als Weber. Spitznamen entwickelten sich zu Hausbezeichnungen. Ebenso trug der Standort der Wohnung zum Namen bei wie beispielsweise "Hievel" (Auf dem Hügel). Illustrierende Fotografien wurden von Lothar Schmidt, dem Vorsitzenden des Fördervereins, an eine Leinwand projiziert, so dass der Spaziergang durch die Binsfelder Häuser auch bildlich untermalt werden konnte. Dazu gab es eine Fotoausstellung mit Binsfelder Häusern sowie allerhand Menschen aus dem Dorf. Umrahmt wurde der Vortrag durch Gedichte von Marianne Reif, einer jung gebliebenen 80-Jährigen, die sich selbst als Ur-Binsfelderin bezeichnet. Sie leitete den Nachmittag mit einem Gedicht als Erinnerung an das "Bähnchen" ein, das von 1906 bis 1965 von Binsfeld nach Phillipsheim/Kyll führte und Binsfelder Tonwaren sowie Ziegeleierzeugnisse in die weite Welt transportierte. Valerius schloss seinen Vortrag mit mit den Worten: "Geht also durch das Dorf mit wachen Augen. Manchmal hilft es, sich zu erinnern, woher man kommt. Wie arm oder geplagt man war. Ich glaube, das ist wichtig."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort