Nicht allen schmeckt der Köder

BERNKASTEL-KUES. Anfang Januar 2005 soll das Haus Hettgen abgerissen werden. Das dadurch entstehende Gelände wird Teil des neuen Platzes hinter dem Mosel-Gäste-Zentrum.

Seit Anfang der 90er Jahre wird über eine Umgestaltung des Platzes hinter der Tourist-Information (heute Mosel-Gäste-Zentrum) geredet. Stadtplaner Peter Jahnen sprach in der Sitzung des Stadtrats von einem der wichtigsten Projekte im Altstadtbereich. Durch den Ankauf des seit Jahren leer stehenden Hauses Hettgen, das Anfang Januar 2005 abgerissen werden soll, tun sich neue Möglichkeiten auf: Es entsteht Raum für einen großen Platz, der auch für Veranstaltungen genutzt werden kann und gestalterisch aufgewertet werden soll.Stadtplaner rechnet mit Folge-Investitionen

Ein weiteres wichtiges Merkmal für Jahnen: "Es werden Folge-Investitionen ausgelöst." Die beziehen sich darauf, dass zwei Gastronomen, die durch den Abriss des Hauses beziehungsweise die Umgestaltung des Platzes betroffen sind, Umbauten an ihren Betrieben vornehmen wollen. Zwischen beiden Gebäuden soll eine öffentliche Toilettenanlage entstehen. Auf deren Dach soll die Trafostation thronen, die derzeit noch auf dem Platz steht. Die Trafostation ist wichtig für die Stromversorgung in der Altstadt. Bei Hochwasser wird sie aber regelmäßig überschwemmt. Die Folge: Vielen Haushalten muss der Strom abgeschaltet werden. Das RWE sucht schon lange nach einer Möglichkeit der Umquartierung. Zwei weitere Anlieger, die unmittelbar an den bestehenden Platz angrenzen, haben signalisiert, die Fassaden ihrer Anwesen anders zu gestalten. Dies ist auch ein Anliegen der FDP. Der neue Platz soll eine Größe von 17 mal 25 Meter aufweisen. Aufgepeppt werden soll er mit einem Brunnen und Sitzstufen, die bei Veranstaltungen genutzt werden können. Auch eine Bühne ist geplant. Die Kosten für Ankauf und Abriss des Hauses, für die Gestaltung des Platzes, den Bau der Toilettenanlage und den Abbruch einiger Nebengebäude beziffert Stadtbürgermeister Wolfgang Port auf 542 900 Euro. Der Großteil des Gelds soll durch Zuschüsse (Sanierungsmittel) aufgebracht werden. Bei der Stadt sollen nur etwa 100 000 Euro hängen bleiben. Diese Summe will sich die Stadt von den Wirten zurückholen, die den Platz gastronomisch nutzen. Port rechnete vor, dass mit den städtischen Mitteln Folge-Investitionen von bis zu 800 000 Euro ausgelöst werden. Nicht alle Ratsmitglieder finden die eingeschlagene Richtung gut. "Wir gehen den falschen Weg, bauen erst den Platz und machen uns dann Gedanken, wie wir ihn nutzen", monierte Bernd Gelz (SPD). So sei man auch beim Forumsplatz hinter der Güterhalle vorgegangen."Schöne Pläne - wenn man im Geld schwimmt"

Gelz: "Das Ergebnis sieht man. Jetzt soll dieser Fehler wiederholt werden." Zudem verfüge die Stadt Bernkastel-Kues über genügend Plätze. Der Stadtrat sei vor einigen Jahren mit den gleichen Argumenten für den Forumsplatz geködert worden, pflichtete Gertrud Weydert (Grüne) bei, die genau wie Gelz und ihre Fraktionskollegin Birgit Schappe-Dietz die Planungen ablehnte. Dieser Bereich präsentiere sich "trostlos". Die Planungen für den Platz hinter dem Mosel-Gäste-Zentrum seien zwar wunderschön, meint Weydert: "Aber nur, wenn man im Geld schwimmt." Der geplante Platz sei nicht mit dem Forum zu vergleichen, sagte Frank Hoffmann (CDU): "Er liegt an zentraler Stelle." Und schließlich sei der Forumsplatz auch noch nicht fertig. "Der Platz hinter dem Mosel-Gäste-Zentrum wird der Stadt gut tun", ist Hoffmann sicher. "Wir haben das Haus Hettgen gekauft. Deshalb ist das eine Diskussion zur falschen Zeit", sagte Gerhard Lenssen (SPD).

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