Nordlichter mit frechem Mundwerk

BERNKASTEL-KUES. "Ja, kommt her, ein kleiner Hai gefällig oder doch lieber ein paar Aale?" "Wollt ihr Ananas - beißt rein, lecker, lecker!" Mit solchen und ähnlichen Sprüchen lockte die Runde der Marktschreier zum Auftakt des dreitägigen Fischmarkts bereits am frühen Freitagmorgen das Publikum am Bernkasteler Moselufer.

 "Wünschst du einen kleinen Hai, mein Schatz, oder doch lieber Aale?" Mit diesem und anderen markigen Sprüchen lockt "Aal-Ole" bei den Marktschreiertagen am Bernkasteler Moselufer das Publikum an seinen Stand.Foto: Marita Blahak

"Wünschst du einen kleinen Hai, mein Schatz, oder doch lieber Aale?" Mit diesem und anderen markigen Sprüchen lockt "Aal-Ole" bei den Marktschreiertagen am Bernkasteler Moselufer das Publikum an seinen Stand.Foto: Marita Blahak

Nein, zu überhören sind sie nicht: Aus vollem Halse rufen Aal-Ole, Obst-Reinhold & Bananen-Joe, Nudel-Totó, der Kuchen-Baron und die flotte gelbe Maus Käse-Karla die Passanten, die am Bernkasteler Moselufer unterwegs sind, an ihre Stände. Die Elite der Rappo-Verkäufer veranstaltet seit vielen Jahren bundesweit Marktschreiertage und bietet Sprüche klopfend ihre Waren feil. Das Wort "Rappo" geht zurück auf jüdischen Ursprung. Es bedeutet soviel wie schnell: "Als es noch keine Kühlmöglichkeit gab, mussten die Fischverkäufer früher ihre Waren rasch unter die Leute bringen", erklärt Peter Beenen vom Verband der Marktschreier.Hamburger Hafen-Flair am Moselufer

Mit Stadtbürgermeister Wolfgang Port und dem Werbekreisvorsitzenden Wolfgang Pastor eröffnete er das dreitägige Volksfest mit Hamburger Fischmarkt-Flair am Bernkasteler Moselufer. Ein ganz schön aufgeblasener Marktschreier in Übergröße wies den Besuchern den Weg zu seinen lebendigen Kollegen und die machten ihrem Namen als beste Marktschreier Deutschlands alle Ehre. Die Schreihälse waren wahrlich nicht aufs freche Mundwerk gefallen und hatten sichtlich Spaß daran, die Leute zum Kauf anzufeuern. "Los kommt her", schreit beispielsweise Aal-Ole, "90 Prozent der Leute auf der Welt ernähren sich von Fisch, und es gibt keine Dümmeren als die Deutschen", versucht der redegewandte Händler, den Fischkonsum der hiesigen Bevölkerung zu steigern. Anne Seegers und Katharina Liebich vom Niederrhein schauen sich unterdessen nebenan bei Nudel-Totó um. Auch wenn laut Fischmann Ole Nudeln "eher blöd machen", lassen sich die Käufer vor dem Wagen gleich taschenweise aromatisierte Nudeln oder Spiralnudeln (Originalton: für alle, die nicht schwanger werden wollen) einpacken. Derweil lässt Bananen-Joe gerade Pflaumen auf die Zuhörer regnen und bietet saftige Ananas- und Zitronenstücke an. "Kaufst du das, weil du was brauchst oder weil du Mitleid hast", hielt Bananen-Joe den "Korb für zwei Personen, wenn einer keinen Hunger hat", vor die Nase einer Neugierigen.Laut und fröhlich ging es zu an der Mosel, wobei keiner im Publikum den Nordlichtern ihre oftmals "gewollt" direkte "Anmache" übel nahm. Und die richtete sich durchaus auch an den Nachbar-Verkäufer, denn schließlich wollte ja jeder selbst die besten Geschäfte machen."Eine Superstimmung verbreiten die hier", hatten auch Dietmar und Marianne Reimann aus Baden-Baden Riesenspaß. Und den verspürten in gleicher Weise auch die Schreihälse selbst, versichert Aal-Ole. Der amtierende Weltmeister der Marktschreier ist seit fast 18 Jahren auf Märkten unterwegs und genießt wie all seine Kollegen das Verkaufsvergnügen. Sie alle wollen das Publikum mit Ware und Sprüchen erfreuen, deswegen gibt es auch am ersten Tag immer was extra: "Und wer nicht zufrieden ist, der kommt am Montag wieder, dann bin ich aber weg", lacht Nudel-Totó. Neben den sechs Marktschreiern bieten rund 40 Händler ihre vielfältigen Waren an. Weitere Höhepunkte sind am Samstag ab 14 Uhr der Krabbenpulwettbewerb, die RPR-Show von 14 bis 18 Uhr, ab 19.30 Uhr ein Open Air am Moselufer mit dem Mittelmosel-Tanzorchester sowie der verkaufsoffene Sonntag, bei dem der Fischmarkt von 11 bis 20 Uhr geöffnet ist und die heimischen Einzelhändler von 13 bis 18 Uhr einen zusätzlichen Schnäppchenmarkt vor ihren Geschäften anbieten.

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