Obstbäume wie Sand am Meer

WEHLEN. Wehlen ist für seinen Wein weltberühmt. Doch die Trauben sind nicht die einzige Verlockung. Auf mehr als 5000 Bäumen wächst jede Menge Obst. Ein Paradies für die Freunde von Äpfeln, Birnen, Kirschen, Pflaumen und Mirabellen.

Die Gemeinde Wehlen hat mit der "Sonnenuhr" eine weltberühmte Weinlage. Daraus entstand die Idee, auch der Ort der 100 Sonnenuhren zu werden. 15 Uhren haben bereits einen Standort gefunden (der TV berichtete). Wehlen ist aber auch auf dem Weg, der Ort der Streuobstwiesen zu werden. Oberhalb der Trasse der im Bau befindlichen Umgehungsstraße liegt ein 130 Hektar großes Streuobstwiesengebiet, das seit zehn Jahren unter Naturschutz steht.Kein Platz für frühreifende Trauben

4000 Obstbäume bildeten jahrzehntelang den Grundstamm. "Früher hatten die Winzer neben den Weinbergen auch Gärten und Felder", erläutert Ortsvorsteherin Gertrud Weydert. In anderen Orten wichen Obst und Kartoffeln in den 70er- Jahren des vergangenen Jahrhunderts und machten frühreifenden Rebsorten Platz. In Wehlen war dies nicht möglich, weil damals schon die Pläne für den Bau der Umgehungsstraße auf dem Tisch lagen. Gertrud Weydert ist darüber froh. "Das bietet uns die Chance, hier etwas Einmaliges zu schaffen." Mittlerweile ist das Gelände einer Flurbereinigung und einer Bodenneuordnung unterzogen worden. Vor etwa einem Jahr sind den circa 150 Grundstückseigentümern neue Parzellen zu geteilt worden. Weil die alte Pflanzung Lücken aufwies, sind seither auch etwa 1200 neue Obstbäumchen gepflanzt worden. Zum alten Obstbestand gehören Äpfel, Kirschen (Weydert: "Dafür war Wehlen früher berühmt"), Pflaumen und Birnen. Mit den Neuanpflanzungen kamen auch größere Mengen an Mirabellen dazu. Die Gemeinde hat jemanden an der Hand, der das Gelände zu einem für die Besitzer günstigen Preis mulcht. Angeboten werden auch Baumschnittkurse, die Thomas Lengert aus Laufersweiler (Hunsrück) anbietet. Mit Margret Scholtes steht sogar eine Biotop-Betreuerin zur Verfügung. Bisher, so die Ortsvorsteherin, nehmen aber noch zu wenige Leute diese Angebote wahr. Gertrud Weydert sieht es als Aufgabe der Gemeinde an, die Leute zu motivieren, sich für den alten und jungen Baumbestand zu engagieren. Denn die Ortsvorsteherin verfolgt Ziele. Das Gelände soll beispielsweise touristisch genutzt werden. "Ziel ist es jeden Sonntag eine Führung anzubieten", sagt sie. Demnächst soll sich das Areal auch selbst erklären. An dem vorhandenen Wiesenweg sollen Schildchen auf die Bäume, Obstsorten und andere Besonderheiten hinweisen.Bäume als Touristenattraktion

Die touristische Attraktivität könnte auch dadurch verstärkt werden, dass die Bäume im Frühjahr an Urlauber versteigert werden, die sich dann das Jahr über auch um die Gewächse kümmern. Auch eine gemeinsame Vermarktung des Obstes beziehungsweise des Saftes ist ein Ziel. "Ich glaube auch, dass das heimische Obst gesünder ist, als Obst aus Spanien oder Italien", führt Weydert aus. Natürlich spiele auch die regionale Identität eine Rolle. "Wir sind gefordert, alleine geht das aber nicht", wirbt sie um zusätzliche Unterstützung. "Wenn sich genügend Leute finden, haben wir wirklich die Chance ein einmaliger Urlaubsort zu werden." Und schließlich sind da ja auch noch die Sonnenuhren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort