Papa schraubt, Mama betreut

KINDERBEUERN. Schumacher, Alonso, Trulli und wie sie alle heißen: Wer träumt nicht als kleiner Junge davon, es diesen Großen einmal nachzumachen? Marius Simon aus Kinderbeuern träumt diesen Traum besonders oft: Seit einem Jahr fährt der Achtjährige Kart. Und er hat schon 17 Pokale geholt.

Marius Simon gibt Gas. Der Motor heult auf, das kleine Renngefährt rast mit unglaublicher Geschwindigkeit auf eine Kurve zu. Im letzten Moment tritt Marius auf die Bremse und lenkt sein Fahrzeug sicher durch die enge Stelle. Marius ist acht Jahre alt. Soeben hat er seinen Kart auf fast 100 Stundenkilometer beschleunigt und mit Geschick die scharfe Kurve genommen. Der Junge mit den dunklen, wachen Augen betreibt ein Hobby, bei dem es auf Zehntelsekunden ankommt. Seit etwa einem Jahr fährt er Kart. Inzwischen ist Marius so erfolgreich, dass seine Pokale nicht mehr auf ein Regalbrett passen. In vielen Rennen hat er sich in der Rangliste der Rheinland-Meisterschaft auf den dritten Platz vorgekämpft. Und das in der Regel gegen Gegner, die ein oder mehrere Jahre älter sind als er.Auch den Vater hat das Rennfieber angesteckt

Angefangen hat das Rennfieber im Mai vergangenen Jahres. Marius besuchte mit seinem Vater Markus den Kart-Slalomparcours in Bernkastel-Andel. Als er die ersten Runden drehte, wollte er gar nicht mehr aussteigen. Mutter Sonja erinnert sich: "Er hat danach von nichts anderem mehr geredet." Während andere Eltern in solchen Situationen zumeist "Ruhe bewahren" und die Leidenschaft ihres Sohnes etwas bremsen, war auch Vater Markus vom Rennfieber angesteckt worden. Er kaufte für 500 Euro einen gebrauchten Kart, und los ging es auf verschiedene Rennstrecken. Mehrmals die Woche waren die Simons in der Indoor-Kartbahn in Wittlich, wo Marius mit Begeisterung seine Runden drehte. Die Familie investierte erneut in das Hobby, weil sie merkte, dass ihr Sohn richtig viel Talent hat. Der erste "richtige" Kart kostete dann schon mehr als 3000 Euro. Damit trainierte der Grundschüler auf dem großen Außengelände von Möbel-Müller in Bengel. Vater Markus stellte Pylonen auf, und Marius umkurvte die bunten Hütchen in rasanter Geschwindigkeit und mit immer größerer Geschicklichkeit. Endlich das erste Rennen: Im März nahm der kleine Rennfahrer an einem Kart-Wettbewerb in Bad Kreuznach teil und errang auf Anhieb den dritten Platz. Es folgten sehr gute Platzierungen auf Rennstrecken in Luxemburg, in Sembach, in Bitburg oder auf dem Westerwald-Ring. Immer mehr opferte die Familie ihre Freizeit dem Hobby ihres Sohnes - aus Spaß an der Freud. Seit April sind die Simons fast jedes Wochenende unterwegs. Mit dabei ist auch der Jüngste der Familie, Tim. Der Sechsjährige sitzt ebenfalls schon im Kart, darf aber wegen seines Alters an offiziellen Rennveranstaltungen noch nicht teilnehmen. Meist geht es Freitagabends los; der Ford-Transporter wird gepackt, hinten dran ein Anhänger mit dem wertvollen Renngerät. "Papa schraubt, Mama betreut", sagt Sonja Simon. Alle vier übernachten dann im Auto, tagsüber geht es auf die Rennstrecke, wo Marius im Training und Qualifying um Sekunden und im Rennen um Platzierungen kämpft. "Schnell fahren macht einfach Spaß", sagt der kleine Junge und lacht . Und er hat auch schon festgestellt: "Wer Angst hat, verliert."

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