Weniger ist mehr: Diese Erfahrung machten die Kinder und Erzieherinnen der Kindertagesstätte St. Antonius in Kues. Unvorstellbar?! Für einen begrenzten Zeitraum wurde sämtliches Spielzeug entfernt. Die Erziehrinnen gaben keine Spiel-Anregungen mehr, sondern waren lediglich interessierte Begleiterinnen. Auf sich allein gestellt, entwickelten die Kinder eigenen Regeln und neue kreative Spiele. Zwei Wochen lang hatten die Kinder vorher Kisten und Kartons mit Spielzeug gefüllt und in Nebenräumen deponiert. Als alles geräumt war, kamen Phantasie und Kreativität zum Einsatz. Tische, Stühle, Decken und Kartons ersetzten das normale Spielzeug. Wichtige Lebenskompetenz, sich verständlich machen und andere verstehen, eigene Stärken und Schwächen erfahren, selbstständige Konfliktlösung, Aufbau von Beziehungen, wurden durch die neue Spielsituation gefördert. In der Suchtforschung gibt es viele Hinweise darauf, dass Menschen, die vielfältige Lebenskompetenzen entwickelt haben, deutlich weniger suchtgefährdet sind. Deshalb begleitete Christian Thiel von der Suchtpräventionsstelle Wittlich das Projekt. Vom Verhalten und von Bedürfnissen der Kinder machten die Erzieherinnen die Dauer der Spielzeug freien Zeit abhängig. Es wurden fast drei Monate daraus. Am Ende stand dann eine zweiwöchige Einräumphase. Die Kinder überlegten aber gemeinsam mit den Erzieherinnen, welches Spielzeug überhaupt wieder Einzug finden sollte. Am Ende der Einräumphase war klar: Die Kinder wollten nur wenige Spielsachen wieder einräumen. Ähnliche Erfahrungen gab es auch schon in der Kindertagesstätte St. Andreas in Longkamp. Auch dort verzichteten die Kinder auf Spielsachen. Stattdessen wurden wochenlang Höhlen, Piratenschiffe und Ritterburgen gebaut. Andere Kinder arbeiteten vier Wochen lang an ihrem Zirkus. Das Spielhaus wurde zum Teehaus, Stühle wurden zu Baggern.