Polizei ermittelt wegen Tierquälerei

Veldenz · Ein Unbekannter hat dem zahmen Ziegenbock Poldi auf einer Weide bei Veldenz ein Bein und das Becken gebrochen. Das Tier musste eingeschläfert werden. Nun ermittelt die Polizei. Die Zahl der Tierquälereien nimmt nach Ansicht des Altricher Tierheimleiters Rainer Kordel zu. Auch die Brutalität steige, sagt er.

 Zur Rasse der Burenziege gehört der eingeschläferte Poldi. TV-Foto: Klaus Kimmling

Zur Rasse der Burenziege gehört der eingeschläferte Poldi. TV-Foto: Klaus Kimmling

Veldenz. Der Tod ihres Ziegenbocks hat Christel Haas getroffen. "Seitdem kann ich nicht mehr zur Weide gehen, wo er immer gestanden hat", sagt die Burgenerin. Poldi, so hieß das Tier, stand zusammen mit Schafen auf einer Weide im benachbarten Veldenz. Von einem auf den anderen Tag fing er an zu humpeln.
Familie Haas ließ ihn vom Tierarzt untersuchen - mit traurigem Ergebnis. Ein Bein und das Becken waren gebrochen, Trümmerbruch. Der Arzt sah nur noch einen Ausweg: Einschläfern. Seine Vermutung: Die Verletzungen rühren von einem Tritt her.
Christel Haas schüttelt den Kopf. "Was mich fertigmacht, ist das Brutale! Da hat jemand richtig fest zugetreten." Poldi sei ein ganz Lieber gewesen, ganz zahm. Er habe sich von jedem streicheln lassen. Drei Mal die Woche sei sie zu der Burenziege hingegangen, erinnert sich Haas. "Wenn ich seinen Namen gerufen habe, kam er gleich angelaufen. Die langen Ohren sind dann hin- und hergeflogen."
Den Geißbock hatte der Ehemann der Burgenerin zum runden Geburtstag geschenkt bekommen. Rainer Haas ist FC-Köln-Fan und gab dem Tier deshalb den Spitznamen von Lukas Podolski. Und der Bock war allseits beliebt. Christel Haas: "Die Kinder fragen nun nach ihm. Gäste der nahen Schönheitsfarm haben ihn regelmäßig besucht." Der Veldenzer Warren Ingram, der regelmäßig mit seinem Hund bei Poldi vorbeikam, sagt: "Ich hatte Tränen in den Augen, als ich von seinem Tod erfahren habe."
Christel Haas hat Anzeige erstattet, zumal ihr zwei Mädchen erzählt hatten, dass sich ein Jugendlicher mit der Tat gebrüstet habe. Die Polizei ermittelt, sie verdächtigt tatsächlich einen Jugendlichen. Von Handyaufnahmen, die es angeblich von der Quälerei gegeben haben soll, weiß Polizist Ulrich Schneider jedoch nichts.
Er rechnet damit, dass in zwei Wochen alle Zeugen vernommen und die Befragungen ausgewertet sind. Dann werde der Fall der Staatsanwaltschaft übergeben, gegebenenfalls werde sich ein Verfahren wegen Tierquälerei anschließen.
Katze an Baum genagelt


Zu Verdächtigungen gegen einen Jugendlichen aus dem Veldenzer Heim der Evangelischen Erziehungshilfe, die im Ort die Runde machen, will Schneider nichts sagen. Generell merkt er an: "Überall dort, wo Wohngruppen des Erziehungsheims sind, geraten die Jugendlichen des Heims schnell bei Bürgern unter Verdacht. Aber oftmals kommen die Täter von woanders. Vermehrte Straftaten stellen wir in diesen Orten nicht fest."
Die Frage, ob Fälle von Tierquälerei häufiger geworden sind, verneint der Polizist. Rainer Kordel, Leiter des Eifeltierheims in Altrich, sieht das anders. Er sagt: "Dass Menschen Tiere gequält haben, das hat es schon immer gegeben. Aber die Häufigkeit und das Exzessive haben zugenommen." Er nennt Beispiele: Eine Katze sei im vergangenen Jahr in Darscheid (Verbandsgemeinde Daun) an einen Baum genagelt worden.
"Tiere wie Sachen behandelt"


An Silvester sei einer Katze in Manderscheid ein Kracher in den Hintern gesteckt worden. Eine Katze und ein Schaf habe man vor wenigen Wochen in Oberbettingen (VG Hillesheim) mit abgetrenntem Kopf gefunden. Am Montag wurden in Wittlich zwei Kaninchen leblos in ihrem Freigehege in einem Garten gefunden (der TV berichtete). Ein drittes ist verschwunden. Es wird vermutet, dass Menschen für den Tod der Tiere verantwortlich sind. Die Polizei ermittelt.
Laut Kordel wollen die Menschen auch immer hemmungsloser ihre Tiere loswerden, sobald diese Arbeit machen oder unbequem werden. Seine Analyse: "Tiere werden behandelt wie Sachen. Der Respekt vor Lebewesen ist generell verloren gegangen."
Kordel befürchtet, dass sich manche Tierquäler auf der Suche nach einem neuen Kick irgendwann auch an Menschen vergreifen.

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