Praxistest am morschen Balken

BURGEN. (lm) 17 Architekturstudenten der Hochschule für Technik in Karlsruhe hatten in der Burgener Hasenmühle ein Seminar zu Fachwerkbau und Altbausanierung.

Praxis- und lebensferne Ausbildung an deutschen Hochschulen? Von wegen: Mit Isomatte und Schlafsack brachen die Zweitsemester-Schützlinge von Professor Randolph Liem aus dem Hörsaal der Fachhochschule Karlsruhe ins idyllische Burgen auf, um dort vor Ort Fachwerkbau, Denkmalschutz und damit verbundene Sanierungskonzepte aktiv zu studieren. "Nur wer als zukünftiger Architekt einen Jahrhunderte alten Lehmwickel selbst einmal in der Hand gehalten hat", ist sich Professor Liem sicher, "erkennt den Wert alter Bauweise.” Den jungen Besuchern der denkmalgeschützten Hasenmühle, die 1845 erbaut wurde, bot sich zwei Tage lang die Gelegenheit, selbst Hand anzulegen und sowohl die Vorteile als auch die Schwierigkeiten historischer Holzbauweise zu erleben. So konnten sich die Studenten im Mühlraum persönlich von der Effizienz eines Hängewerks überzeugen, das die Außenwände der Hasenmühle davor schützt, auseinander gedrückt zu werden. In der ehemals "guten Stube” brachen die angehenden Architekten gleich eine ganze Außenwand heraus, um den morschen Eichenbalken darunter durch einen neuen, zuvor passend zugesägten zu ersetzen. "Super!", befand Student Marko Schmeiser, der bereits eine Zimmermannslehre hinter sich hat. "Da merkt man erst, wie viel Know-How auch in einem alten Gemäuer drin steckt." Damit spricht er den Bauherren aus dem Herzen. Ziel ist die multifunktionale Nutzung des historischen Gebäudes: Ein Wohnraum, ein High-Tech-Büro für die hauseigene Internetagentur "webMillers" und der noch original eingerichtete Mühlraum mit dem Mühlgraben und dem Wasserrad als technisches Museum und Veranstaltungsraum sollen geschaffen werden. Als Dank für ihren Einsatz erwartete die Exkursteilnehmer eine Weinprobe mit Kellerbesichtigung sowie nächtliches Grillen und Lagerfeuerromantik im weitläufigen Garten der Hasenmühle. "Bildung muss trotz aller Arbeit und Ernsthaftigkeit auch stets Spaß machen", sagt Liem. Bei den Teilnehmern seines Seminars scheint dieses Konzept auf Anhieb aufgegangen zu sein. Nicht wenige der Studenten haben den Bauherren versprochen, in den Semesterferien wiederzukommen, um beim weiteren Ausbau zu helfen. Die Hasenmühle nimmt am 11. Deutschen Mühlentag, Pfingstsonntag und -montag teil.

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