Preise für herausragende Menschen

Bernkastel-Kues · Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues will die Verdienste ehrenamtlich tätiger Menschen besonders würdigen. Über die Kriterien wird aber noch diskutiert. Denn es soll keine Verlierer geben.

Bernkastel-Kues Der Begriff "Ehrenamt" wird wahrscheinlich nie das Wort des Jahres werden. Schließlich gibt es das Wort schon länger als die Auszeichnung. Verdient wäre sie aber. Denn ohne den Einsatz von ehrenamtlich tätigen Menschen ginge in der Gesellschaft nichts. Das ist zumindest immer wieder zu hören, wenn es um viele Bereiche des Zusammenlebens geht. Das fängt beim Vereinsvorsitzenden an, geht über die Aktiven in der Feuerwehr, zu den Helfern bei den Tafeln, die Lebensmittel für Bedürftige sammeln und verteilen, und hört ganz aktuell bei den Frauen und Männern auf, die sich um Flüchtlinge kümmern. Feuerwehr und Vereine haben eine lange Tradition, Tafel und Flüchtlingshilfe sind relativ neu. Unter den Begriff Ehrenamt fallen sie alle. Von daher ist die Diskussion, die derzeit in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues herrscht, nicht ganz so einfach, wie sie von ihrer Intention her sein sollte. Alfred Becker, der Ehrenamtsbeauftragte der VG, hat einen Ehrenamtspreis ins Gespräch gebracht. "Um besonders herausragende Verdienste der Bürgerinnen und Bürger zu würdigen und das Ehrenamt zu stärken", sagt er. Im Ausschuss für Jugend, Soziales, Senioren, Sport und Schulen hat er dafür eine Mehrheit gefunden. Und das der VG-Rat den Begriff nicht zwingend bestätigen muss, wird es diesen Preis wohl auch geben. Allerdings stimmte nur ein Drittel des Ausschusses dafür, der Rest enthielt sich der Stimme. Das ist, wie die Diskussion zeigt, aber kein Votum gegen den Antrag. Es ist mehr die Aufforderung, noch genauer zu definieren, wer den Preis bekommen kann. Becker hat zwar dafür schon Beispiele gegeben: soziale Hilfe in der Altenpflege und Behindertenarbeit, Kultur- und Brauchtumspflege, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Flüchtlingshilfe. In der Aufzählung fehlen aber die Aktivitäten in und für Vereine. Nicht diese Tatsache stört manches Ausschussmitglied. "Es geht eher darum, wie verhindert werden kann, dass diese Leute beleidigt sind, wenn sie nicht berücksichtigt werden", fasst Jürgen Servatius den Tenor zusammen. Dann werde unter Umständen das Gegenteil vom dem erreicht, was erreicht werden soll. Das hat auch damit zu tun, dass die Bürger über einen Vordruck im Mitteilungsblatt ihren Preisträger bestimmen sollen. Erleichtert wird die Vergabe dadurch, dass sie nur an Personen erfolgen soll, die für ihre Tätigkeit noch keine Ehrung durch Kreis, Land oder Bund erfahren haben. Es ist auch geplant drei Preise zu vergeben."Die Kriterien müssen ganz klar sein", so die Forderung im Ausschuss. Es dürfe nicht dazu kommen, dass die Ausschussmitglieder, die die Entscheidung treffen sollen, in Erklärungsnotstand kommen. Geht es nach Leo Wächter, hauptamtlicher Beigeordneter und ausgewiesener Förderer der Arbeit im Ehrenamt, soll in erster Linie die Hilfe für den Nächsten gewürdigt werden. Auch unter dem Aspekt, dass das Ehrenamt in einem Verein oder in der Feuerwehr auch schon von anderen Institutionen gewürdigt wird. Nachbarschaftshilfe oder die Pflege eines Angehörigen würden aber normalerweise im Verborgenen laufen. "Gerade auf diese Menschen könne der Preis abzielen", sagt Wächter. KommentarMeinung

Nur Vereinsmeier meckernIm Grunde genommen ist es schade, dass schon vor dem Start eines guten Projektes befürchtet werden muss, dass es unter Umständen mehr Ärger als Freude bringt. Eine Vorhersage lässt sich bereits treffen. Auch wenn die Kriterien für den Ehrenamtspreis zu 100 Prozent wasserdicht und mehrfach kommuniziert sind, wird es Leute geben, die sagen werden, dass ihr Kandidat den Preis viel eher verdient hätte. So sind die Menschen eben. Manch ein Vereinsmeier wird die spezielle Brille aufsetzen und nur sein unmittelbares Umfeld sehen. Keine Frage: Jeder ehrenamtlich Tätige verdient Anerkennung. Der Ehrenamtspreis sollte aber eher für die Leute sein, deren Arbeit nicht so sehr im öffentlichen Blickfeld steht. c.beckmann@volksfreund.de

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