Profis legen Bombe lahm

WITTLICH-WENGEROHR. Aufatmen um 11.25 Uhr: Die Bombe in der Nähe des Wengerohrer Bahnhofs war entschärft. Sprengmeister, Einsatzleitung und Bevölkerung waren erleichtert.

Nach dem Fund der 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Bahnhofsnähe am Donnerstag (der TV berichtete), mussten gestern die Bewohner bis spätestens 10.45 Uhr im Umkreis von 500 Metern Luftlinie ihre Wohnungen verlassen. Im Feuerwehrhaus herrschte schon am Donnertag rege Geschäftigkeit. Um 20.30 Uhr kamen drei junge Wehrmänner von ihrer "Tour" zurück. Sie haben Haus für Haus in der Evakuierungszone aufgesucht. "Ängstlich war fast keiner", erzählte Feuerwehrmann Martin Stroh. Seine Kollegen Christian Zurgeisel und Andreas Raul haben zwei Personen notiert, die abgeholt werden wollen. Bei der Bombe selbst blieb ein Trupp die ganze Nacht.Am Freitagmorgen kurz nach acht Uhr hat sich die Einsatzleitung gebildet. Jürgen Riemann von der Polizeiinspektion Wittlich als Einsatzleiter arbeitet mit Gerd Claer (Stadtverwaltung Wittlich), Dietmar Willmroth (Feuerwehr Wittlich), Ralf Metzen (Bundesgrenzschutz), Alexander Becht (Organisatorische Leitung der Rettungsdienste MHD und DRK) sowie Helfern zusammen. Währenddessen gehen die Erdarbeiten für den Parkplatz in unmittelbarer Nähe der Bombenfundstelle weiter. Die Sprengmeister Jürgen Lenz und Rudi Michels: "So wie die Bombe da liegt, ist sie momentan nicht gefährlich." Und: "Angst haben wir keine, aber Respekt." 9 Uhr: Noch ist es ruhig in Wengerohr. Der Autoverkehr scheint geringer zu sein.

"Wird schon gut gehen!"

Annemarie Schilz aus der Grabenstraße will während der Entschärfung eine Radtour machen: "Als ich von der Bombe gehört habe, sind mir die ‚Gruseln' ausgegangen. Erinnerungen an die Kriegstage kommen unwillkürlich auf." Jürgen Schneider hat letztes Jahr gebaut: "Wäre schade, wenn mein neues Haus in die Luft fliegt." Polizisten gehen von Haus zu Haus und erinnern nochmals an die Evakuierung. "Jeder sieht die Notwendigkeit ein", resümieren die Beamten. 10 Uhr: Besprechung bei der Einsatzleitung, es gibt letzte Anweisungen. Kurz nach halb elf verlässt der letzte Zug den Bahnhof. Alle anderen Züge werden auf offener Strecke gestoppt. Währenddessen haben sich 45 Menschen am Feuerwehrgerätehaus eingefunden, gut gelaunt erzählen sie sich Geschichten. Die 79-jährige Dorothea Weyer meint: "Wird schon gut gehen!" Vier Rollstuhlfahrer sind vom DRK und dem MHD ins Gerätehaus gebracht worden. Die meisten Menschen verbringen die Zeit bei Bekannten oder fahren zum Einkaufen.

11.07 Uhr: Die Sirene heult, Zeichen der bevorstehenden Entschärfung. Ab 11 Uhr ist die B 50, die vielfrequentierte Durchgangsstraße, gesperrt. Für eine halbe Stunde herrscht Ruhe wie nie. 11.26 Uhr: Die Straßensperrungen werden aufgehoben, dann Entwarnung durch die Sirene.

Die Entschärfung ist geglückt. Horst Lenz, Leiter des Kampfmittelräumdienstes:"Dat war dat übliche gewesen; wie avisiert zehn Minuten." Jetzt wird die 1,20 Meter lange Bombe abtransportiert. Manche wollen "das Ding" sehen. Kurze Zeit später ist in Wengerohr der Alltag wieder eingekehrt.

Verantwortliche und auch ältere Wengerohrer rechnen mit weiteren Bombenfunden, weil der Bahnhof in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges Ziel alliierter Angriffe war.

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