Reges Interesse an dunklem Kapitel

TRABEN-TRARBACH. Auf Initiative des Arbeitskreises für Heimatkunde Traben-Trarbach referierte Christof Krieger über ein historisches Thema: Aus ausgewählten, bislang unveröffentlichten Quellen aus der Frühzeit der Hitlerbewegung schilderte er eines der wohl dunkelsten Kapitel der jüngeren Heimatgeschichte.

"Ja so war das..." Diese oder ähnliche Reaktionen äußerten die Zuhörer, die sich im Stadthaus "Alter Bahnhof" in Traben eingefunden hatten, um den Ausführungen von Christof Krieger zu folgen. Einige der Zuhörer kannten die Geschehnisse aus eigener Erfahrung. Der 33-jährige Christof Krieger ist bei seinen Recherchen zu seiner Doktorarbeit über die "Nationalsozialistische Weinbaupolitik"auf bislang unveröffentlichte Unterlagen gestoßen. Sicher handelte es sich dabei nur um eine sehr kleine Auswahl des bislang tatsächlich gesammelten Materials, aber "da ich die Quellen nicht alle in meine Doktorarbeit aufnehmen kann, hätte ich es schade gefunden, wenn diese Dinge lediglich in meinen Aktenordnern einstauben", erklärte der Historiker. Krieger tat gut daran, denn die gut 50 Gäste zeigten, dass reges Interesse an diesem dunklen Kapitel der Heimatgeschichte besteht.Von Beginn an zu Protokoll gebracht

Die Zuhörer erfuhren, dass Max Albrecht als der "Organisator" der NSDAP (der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei) an der Mosel gilt und seinerzeit vom Gau Rheinland der NSDAP als Organisator der Mosel bestellt wurde. Albrecht hatte eine erste Versammlung 1928 unter freiem Himmel einberufen, aber die NSDAP etablierte sich nur zögerlich. Besonders auffallend sei jedoch, dass es mehr Mitglieder in evangelischen Winzerorten gab als in katholischen Orten. Enkirch entwickelte sich zur regelrechten Keimzelle der Hitlerpartei. Auch von den Anfängen der NSDAP anno 1929 in Traben-Trarbach erfuhren die Zuhörer und, dass man sich seinerzeit schon Gedanken um den guten Ruf der Stadt Trarbach als Fremdenstadt machte. Krieger zitierte Briefe, wie den des damaligen Enkircher Bürgermeisters Kammerer an den Landrat in Zell oder den des Zeller Landrates an den Regierungspräsidenten in Koblenz vom 4. April 1928: "Im Anschluss an meinen Bericht vom 27. März (...) zeige ich an, daß irgend ein Versuch, die von dem Bürgermeister verbotene Versammlung dennoch abzuhalten, nicht unternommen worden ist." Dies alles zeige, dass das Treiben der Nazis durch die örtlichen Polizeibehörden beobachtet wurde und von Beginn an detailliert zu Protokoll gebracht wurde. Das geschriebene oder gesprochene Wort ist aber nichts gegen die Erinnerungen der Menschen. Manch einer im Publikum, wie der damals sechsjährige Karl Heinz Arnoldi, komplettierte den Vortrag mit ihren eigenen Erlebnissen bei der Versammlung. "Die sind aus ihren LKW rausgesprungen und haben nur noch demoliert", schilderte er seine Eindrücke. Es sei mit allem geschlagen worden, was nicht niet- und nagelfest war, erzählte er weiter . Und: "Wir konnten gerade noch die Tür hinter uns zu machen."

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