Reil macht viele Fässer auf

Am 18. Mai 1008 wurde Reil erstmals urkundlich erwähnt. Tausend Jahre später nahmen die Reifer dies zum Anlass und machten ein Fass auf. Die Reifer Winzer spendeten für die Feier tausend Liter Riesling.

Reil. "Wir fühlen uns total wohl in Reil", lacht Karin Gold aus Wuppertal, die mit ihrer Familie seit 15 Jahren Urlaub in Real macht. "Der Wein schmeckt sehr gut." Außerdem sei es günstig, mit den Einheimischen den tausendjährigen Ort zu feiern. Die örtlichen Winzer haben ein Fuder Riesling der Lage "Reifer vom heißen Stein" in den Geschmacksrichtungen halbtrocken und lieblich gespendet. Für einen kleinen Obolus werden die Gläser immer voll geschenkt. Die Reiler haben Grund, in den 18. Mai hinein zu feiern, schließlich datiert die erste urkundliche Erwähnung vom 18. Mai 1008. Der Mainzer Erzbischof Williges übergab der Kirche des heiligen Stephanus zu Mainz ein Hofgut in Reil (damals Rigula) im Tausch gegen einen anderen Hof in Büchenbach (damals Buochinbah).Die Reiler sind als ausgelassenes, fröhliches und zudem trinkfreudiges Volk bekannt. Umgangssprachlich werden sie "Bibadde" (aus dem lateinischen bibere: trinken) genannt.Weinkönigin Theresa Arns wohnt in Geisenheim am Rhein und studiert Weinwirtschaft. "Wenn ich nach Hause komme, geht mir das Herz auf", sagt sie. Ihre Weinprinzessin Carolin Burg weiß warum, denn in Reil sei nichts anonym, die Leute sprechen miteinander und trinken gern Wein zusammen. "Man kann so weit weg wohnen wie man will, in Reil hat man seine Wurzeln", schildert sie, die in Frankfurt Tourismus und Eventmanagement studiert.An alle Feierwilligen haben sie gedacht. Für die jungen und jung gebliebenen gibt es Spiele aus früherer Zeit. Während die Kinder Stelzenlaufen, Springen im "Hippeheisje" oder die Mohrenkopfweitwurf-Maschine bevorzugen, versuchen sich die älteren beim Klickerspielen. "Wie ich mir 1000 Jahre Reil vorstelle" malen die Kinder. Ihre Fantasie kennt keine Grenzen.Der meiste Andrang herrscht bei Joachim Lauer. Aus Ballons modelliert er Kraken, Blumen, Hunde oder Fahrräder. Die Kinder stehen Schlange und schauen fasziniert zu, wie ihre Wunschfigur entsteht.Gut 400 Feierwillige haben sich bereits am Nachmittag unterhalb des Rathauses eingefunden. Eher zufällig fanden Jos und Leni Verlburg aus Middelburg (Niederlande) nach Reil. Sie sind mit dem Fahrrad unterwegs. "Die Einheimischen sind nett, es ist gemütlich hier", sind sie sich einig.

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