Rockmusik verbindet

WITTLICH. Alle Jahre wieder wird die Behinderteneinrichtung Maria Grünewald zum Treffpunkt für Menschen aus nah und fern. "Rock im Wald" gehört längst in den Festival-Kalender der Region - und nicht mehr nur für Jugendliche.

"Was brauchen wir Rock am Ring?", lacht ein junger Besucher im Festzelt von Maria Grünewald, "wir haben doch Rock im Wald!" Zur guten Tradition ist es geworden, das alljährliche Sommerfest von Maria Grünewald mit einem Konzert am Freitag beginnen zu lassen. Diesmal mit von der Partie: "madeleine" mit Indi-rock aus Bonn, "lawn" aus Holland mit alternativem Post-rock und "toka boninho" mit Latin-rock-chill. Alle Bands begeisterten ihr Publikum schwer: Eher gemütlich begannen "madeleine", und manch ein Pärchen von außerhalb oder auch innerhalb der Einrichtung genoss die langsameren Melodien beim eng umschlungenen Blues. Doch damit kein Zweifel aufkommen konnte: "Nicht, dass hier alle aus dem Zelt rennen", schallte es laut durchs Mikrofon, das Thomas sich in der Umbauphase ergriffen hat. "Das geht gleich weiter!" Insider wussten, von wem er sprach: Der Frontman der hauseigenen Band "Mary Greenwood" war sichtbar vom Lampenfieber ergriffen. Als endlich das ganze Ensemble auf der Bühne war, strömten die Besucher noch vor dem ersten Akkord nach vorne. Was auf anderen Konzerten oft Schwierigkeiten bereitet - die ersten ans Tanzen zu kriegen, damit sie die anderen anstecken - war auf Grünewald noch nie ein Problem. Vorne rockte und swingte und groovte es was die Socken hielten. Dazwischen ein kleines Mädchen mit Schnuller im Gesicht, höchstens drei Jahre alt: Keiner rempelte es im Eifer des Gefechtes, keiner stieß es unachtsam um - eine gelungene Integrationsveranstaltung auf der ganzen Linie. "Rock 4 integration" bekam hier einmal mehr ein Gesicht. Behinderte und "Normalos" bilden zu "Rock im Wald" alljährlich ein buntes Gemisch, in dem die Unterschiede verschwimmen und die Gemeinsamkeit zählt: Spaß an der Musik, Lust an der Bewegung, Freude an der großen Fete mitten im Wald. Und wer es noch nicht wusste, der hörte jetzt: Mary Greenwood haben sich musikalisch beachtlich gemausert. Längst schreiben die Bandmitglieder die meisten Lieder selbst und erzählen das auch während des Gigs: Besonders fleißig Sandra Baron, das Mädchen an den Kongas. "Ich bin geflogen" heißt das Lied, dessen anspruchsvollen Text sie solo - und auswendig! - ins Mikro singt. Für die Organisatoren der Säubrennerkirmes wird es Zeit, diese heimische Rockband endlich einmal für den Marktplatz zu engagieren. Den Wunsch hegt die Band bereits seit Jahren. Mary Greenwood würde deutlich mehr Menschen in Bewegung setzen als manch teuer eingekaufte Formation aus fernen Gegenden, da waren sich zahlreiche Besucher sicher. Am Sonntag segnete Dechant Rudolf Halffmann nach einem Gottesdienst, den der Singkreis des Dekanates Manderscheid gestaltet hatte, ein zweites Fahrzeug für Maria Grünewald ein. Dann ging es zum Mittagessen ins Zelt: Zu Tafelmusik des MV Lüxem rüsteten sich alle Besucher für einen langen Tag. Unter dem Motto "Mit allen Sinnen feiern" gestalteten viele kreative Helfer das Sommerfest mit.

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