Säubrenner, Spielplatz und Synagoge

WITTLICH-BOMBOGEN. Ihre Schule, Vitelliusbad, St. Markus Kirche, ein tanzendes Schweinchen: Eine bemerkenswerte Präsentation ihrer Heimat haben Grundschüler auf CD gebannt. Ihr Lohn: Der erste Platz bei einem landesweiten Wettbewerb.

Neu in der Stadt? Hereinspaziert in die Klasse 4a der Grundschule Bombogen! Hendrik, zehn Jahre, sitzt am Bildschirm. Mit einem Mausklick ist man mittendrin in der Säubrennersage. Dazu vergießt zwar ein Schweinchen Tränen, aber kurz darauf wird es zu Kirmesbildern vor Freude tanzen. Die Grundschüler umringen den Computer und kommentieren die Bilder und Texte ihres Werks: "Der Dorfer Brunnen, der steht vor Andies Haus!" "Ach, unser schönes Vitelliusbad. Die Fotos hat unser früherer Lehrer Oster gemacht!" Und dass all das nun auf einen Blick auf CD verewigt ist, war eine Idee ihrer Lehrerin Angelika Willmroth.Keine Gameboys und Essen im Rittersaal

"Unsere Stadt im Mittelalter und heute" hieß das Thema eines Wettbewerbs des Städtetags Rheinland-Pfalz. Angelika Willmroth hat die kurzweilige Heimatpräsentation ihrer Schüler eingereicht, die prima auch als Fremdenführer taugen würde. Ob römische Villa, Tabakfelder, Neuerburger Kopf oder Spielplatz: Mit Fotos, Musik und selbst verfassten Texten stellen die Schüler vor, was Wittlich und die Stadtteile zu bieten haben. Sie haben jetzt den mit 200 Euro dotierten ersten Platz gewonnen und viel dabei gelernt - vom Umgang mit dem Computer bis zur Geschichte des Mittelalters -, aber auch zum Beispiel über die ehemalige Synagoge, zu der Kerstin, zehn Jahre, sagt: "Besonders interessant fand ich das Fenster mit dem Stacheldraht." Hendrik, ebenfalls zehn, ergänzt: "Da wurden früher auch Gefangene festgehalten." Die gleichaltrige Steffi begeistert sich fürs Burgtürmchen: "Da gibt es eine Löwenfratze." Auch über das Leben im Mittelalter wissen sie viel. Raphael erinnert daran: "Die haben früher mit den Fingern gegessen." "Und sie saßen in einem Rittersaal und hatten eine große Tafel, nicht so einen kleinen Tisch wie wir heute", weiß Anne. Dass es in den Burgen auch kämpferisch zuging, hat sich die neunjährige Meike gemerkt: "Die mussten dann die Zugbrücke hochziehen, wenn die Feinde kamen." Und das Kinderleben? "Damals gab es keine Gameboys. Dafür gab es Holzpferde", meint Julian. "Ja, das hätte ich gerne mal ausprobiert", sagt Janine. "Das Spiel mit dem Rad und dem Stock finde ich schön", findet dagegen Raphael. Sarah: "Die Kleidung war interessant. Die hatten nicht so schöne Kleider wie wir, außerdem waren die in Lehmfarben." Hendrik überlegt, was er wohl als Ritter getragen hätte: "Kettenhemd, Brustpanzer, Armschutz und Helm." Sein Pferd wäre übrigens "ein Schwarzwälder Fuchs, wie mein Opa einen hatte". Dennoch: Alle sind froh, heute zu leben. Vergleichen können sie ja nun, wie Jennifer: "Das Vitelliusbad ist schön, das gab es nicht." "Und die Stadtbücherei, die finde ich toll", sagt Luca, elf Jahre alt. John gibt zu bedenken: "Früher gab es keine Flugzeuge und die haben alles zu Fuß getragen." "Und heute muss man nicht nach Neuerburg gehen, da wird man gefahren", schließt sich Christopher an. "Dafür konnte man auf der Straße spielen", meint Kerstin. "Aber die Häuser waren nicht so groß. Heute sind die besser", weiß der zwölfjährige Eduard. Jennifer ergänzt: "Da gab es keine Hochhäuser." "Und die Menschen wurden immer von den Burgen angegriffen", ergänzt Rebecca: "Die mussten immer in den Kampf ziehen." "Aber heute braucht man die Stadtmauer nicht mehr, das ist gut", sagt Janine. Und was haben sie sonst noch gelernt? Anne: "Dass man in der Gemeinschaft viel mehr schafft als alleine." Interessenten, die sich die CD anschauen wollen: Kontakt über Angelika Willmroth, Grundschule Bombogen, Telefon 06571/26181. Die Schüler würden sich auch über einen neueren Computer freuen. Spender können sich in der Schule melden. Am 13. Juli wird der Preis anlässlich der Jubiläumsveranstaltung des Rheinischen Städtebundes in Mainz verliehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort