"Saja", Most und Bänkellieder

BRAUNEBERG. Wenn die "Moselfränkischen Mundarttage" im Filzener Franziskanerinnenkloster Station machen, redet auch die Eifel einige Wörtchen mit.

Der Tag, an dem sich die Türen des Franziskanerinnenklosters im Brauneberger Ortsteil Filzen zur jährlichen Mundart-Weinprobe öffnen, steht in manchem Terminkalender. Die Geschwister Caspers - Ludwig, Elisabeth und Agnes -, deren Vater in Brauneberg Lehrer war, reisen dafür samt Partner extra aus Westfalen und Koblenz an. Auch Meta Mirguet, selbst an der Mosel geboren, ist dann immer dabei. "Wir treffen uns immer hier an der Mosel, in der alten Heimat." Der Graacher Heinz Stanz war zum vierten Mal in Folge mit einer ganzen Gruppe bei den "Moselfränkischen Mundarttagen" in Brauneberg. Damit sie ausgiebig probieren könnten, hätten sie sich herbringen lassen und würden auch wieder abgeholt. Gespannt seien sie immer auf Paul Mentges, einen in der Eifel lebenden gebürtigen Brauneberger. "Der kommt wohl dieses Jahr nicht mehr bis auf die Füße - also müssen wir nächstes Jahr wieder kommen", kommentierte Stanz in der Pause lachend dessen Auftritt.Exkursionen in menschliche Anatomie

Mentges Spezialität sind Exkursionen in die menschliche Anatomie, die in diesem Jahr Erstaunliches von Rumpf bis Brust zu Tage förderten. So etwa, dass es mit der Lunge wie mit dem Bundestag ist. Wer dabei an nichts als heiße Luft denkt, liegt jedoch falsch, denn - so klärt der Experte auf : "Es gibt einen linken und einen rechten Flügel." Nebenbei deckt er Widersprüche im "Dusemder" (Brauneberger) Dialekt auf. Der Schlittenfahrt "bauchches" (bäuchlings) müsse für die Variante im Sitzen doch eigentlich "gesäßches" gegenüber stehen und nicht "sitzches", wunderte er sich.Gedanken über Vielfalt der Kartoffel

Christiane Heiden hatte sich Gedanken über das "Wingerts-äaßen" (Wingertsessen) in Brauneberg gemacht und die Vielfalt der Kartoffel wieder entdeckt - aber auch Unangenehmes wie den Mann, der immer einen "Tropfen an der Nase" hatte, was ihm selbst über dem Topf mit frisch eingelegtem Sauerkraut nicht bewusst war. Amüsantes hatte der Bitburger Felix Kandels im Gepäck. Geschichten, bei denen, passend zum Kloster, auch Nonnen eine Rolle spielten. Den Weg nach Brauneberg hat der ehemalige Leiter einer chirurgischen Klinik, der von sich sagt: "ich kenn die Menschen von innen und von außen", über seinen Nachbarn gefunden. Dieser ist Paul Mentges, mit dem er sich einen Garten teilt. Zwischen den Vorträgen gaben die Jungwinzer Christian Steinmetz und Christoph Licht vor der ausverkauften 16. Mundart-Weinprobe unterhaltsam Einblick in die Finessen des Weinbaus. Und während Spielmann Jan Rolph von Heidweiler seine Runden drehte, weckten sie mit Angaben über "Saja" (Säure) und Mostgewicht die Neugier auf die acht ausgewählten Weine.

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