Schäfchen-Wolke auf der Wiese

WITTLICH. Schon als Dreijähriger wusste Dirk Brandsma, was er will: Schafe. Zu seinem achten Geburtstag wurde sein Traum wahr. Jetzt ist Dirk stolzer Besitzer von Brilla und Wolke.

Andere Jungs wünschen sich eine Carrera-Bahn oder vielleicht einen Hund. Dirk wollte schon als Dreijähriger Schafe haben: "Weil mein Papa früher auch welche hatte. Davon habe ich ein Foto gesehen und dachte, oh, das sind doch schöne Tiere." Seither hat Dirk gespart: Kürbisse und Zucchini gepflanzt, verkauft, und nie aufgegeben: "Einmal haben Mama und Papa gesagt: ‚Wir müssen mal gucken, vielleicht mit acht Jahren, wenn du Geburtstag hast.‘ Ja und dann am ersten Tag, als die Schafe da waren, war ich ganz froh. Ich habe sie schon samstags gekriegt, denn der Geburtstag war Montag. Da war ich ganz lange in der Schule." Nun muss Dirk die Tiere noch zähmen. Und beim Gang aufs Feld zeigt er wie: "Ich habe einen Eimer mit Futter, wenn ich damit weg gehe, kommen die hinterher. Dann streue ich was, und sie fressen." Fürs Foto nimmt er "Brilla", das Schaf mit den schwarz umrandeten "Brillen"-Augen an die Leine. Es rennt los. Dirk lässt sich klaglos bäuchlings ein paar Meter wie ein Cowboy über die Wiese ziehen: "Ich nehm' sie doch besser am Halsband", meint er nur. Es klingelt. Wolke kommt von selbst angetrabt und schüttelt den Kopf mit dem Glöckchenhalsband: "Die beiden können sich super gut leiden. Eigentlich ist das Schwarze der Chef. Aber es ist verschieden, wer mutiger ist. Vielleicht eine Woche das eine, dann das andere." Wenn Dirk seine Schafe gezähmt hat, hofft er, dass sie ihm aufs Wort folgen: "Im Sommer gehe ich mit ihnen spazieren. Aber wenn man denkt, man kann sie streicheln, muss man trotzdem aufpassen. Wenn ein Traktor kommt, sind die weg." Dirk füttert die Schafe mit Triticale, einer Kornmischung, gutes Kleeheu, Möhren und Rüben. "Jetzt muss ich noch dringend einen Leckstein besorgen, das ist gut für die Milch", erklärt der Achtjährige. Seine Schützlinge will er eines Tages melken. Denn Dirk hat sich Milchschafe ausgesucht, die findet er am schönsten. Über die Rassen ist er genau informiert: "Ich habe mir Bücher angeguckt, und eins habe ich, da schreibe ich die Rassen rein und wie viel Milch die geben." Seine Tiere tragen nur am Körper dicke Wolle. Kopf, die langen Ohren, Schwänzchen und Beine haben kurzes Fell: "Es gibt englische Schafe, die haben Kopf und Beine zu, aber meine Milchschafe, die sind am schönsten." Bevor sie ihrem Namen alle Ehre machen, muss Nachwuchs kommen: "Für beide entweder sechs oder vier. Wenn jedes nur ein Lamm kriegt, das ist Glück, das ist selten." Und dann heißt es täglich früh aufstehen: "Um fünf Uhr, weil ich ungefähr eine Stunde zum Melken brauch." Aus der Milch wird auf dem Demeterhof seiner Eltern dann Käse gemacht. Bis es soweit ist, steht neben Füttern, Zähmen und Klauenpflege erst einmal die Schur an. Dirk freut sich schon: "Meine Mama spinnt die Wolle und wird mir zu Weihnachten einen Pullover stricken." Und wie alt werden seine Tiere? Auch da weiß er Bescheid: "Ich kenne ein Milchschaf, das wird in zwei Wochen 19 Jahre. Das ist das älteste. Ich glaube, meine werden so zehn." Wenn unter Brillas und Wolkes Nachwuchs ein Böckchen ist, will er es verkaufen: "An Mona, die das Schaf hat, das bald 19 wird." Und was hält er vom Osterlamm auf kulinarische Art? "Ich find' Schaf lecker, nicht nur den Käse", sagt der Junge. Jetzt stampft Brilla mit dem Vorderbein auf. Ob sie wütend ist? Dirk geht Richtung Zaun: "Nein, wenn sie Angst haben, schlagen sie mit dem Fuß." Er öffnet das Gatter: "Ich glaube, das war auch alles. Tschüs."

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