Schnäppchen-Brücke: Erst Kauf, dann Prüfung

Die Gemeinde Salmtal hat die gebrauchte Fußgängerbrücke, die beim Karnevalsumzug als Schnäppchen-Brücke gewürdigt wurde, zunächst erstanden und erst danach das Büro John beauftragt, den Nachweis für die wasserrechtliche Genehmigung zu führen. Dies stellte Ortsbürgermeister Reinhard Berg klar.

 In der Diskussion: Die Schnäppchen-Brücke von Salmtal. Zurzeit lagert sie am Feuerwehrgerätehaus. TV-Foto: Marion Maier

In der Diskussion: Die Schnäppchen-Brücke von Salmtal. Zurzeit lagert sie am Feuerwehrgerätehaus. TV-Foto: Marion Maier

Salmtal. Die Nachricht, dass die Fußgängerbrücke, die Salmtal der Stadt Kyllburg abgekauft hatte, für den Einsatz vor Ort zu kurz ist, sorgte in der Ratssitzung vergangene Woche für eine unangenehme Überraschung. Doch nicht nur das. Es wurde auch vehement diskutiert. Dabei ging es unter anderem um die Frage, wann das Büro John beauftragt wurde, sich um die wasserrechtlichen Fragen zu kümmern. Vermutet wurde, dass das Büro von Anfang an involviert war. Abschließend klären ließ sich die Frage in der Sitzung nicht.Ortsbürgermeister Reinhard Berg hat sein Amt erst im April 2007 übernommen und musste die Entscheidungen, die im vergangenen Jahr unter seinem Vorgänger getroffen worden waren, erst recherchieren. Berg stellt nun klar: "Das Büro wurde erst nach dem Kauf der Brücke beteiligt."Die Brücke sei im Oktober 2006 erworben worden. Im Januar habe das Büro John und Partner den Auftrag für "die Erstellung eines hydraulischen Nachweises für die wasserrechtliche Genehmigung" erhalten. Laut Büro bedeutet dies, dass geprüft werden musste, ob die Brücke hoch genug sei, um genügend Wasser auch bei Hochwasser durchzulassen.Um die Länge der Brücke hatten sich andere gekümmert. Ex-Bürgermeister Manfred Hower erklärte auf TV-Anfrage: "Mit dem Bauausschuss waren wir vor dem Brückenkauf vor Ort und haben die Breite der Salm mit einem Lasermessegerät ausgemessen." Zum Ausschuss hätten einige Leute mit Sachverstand gehört, darunter zwei Ingenieure. Nicht umsonst habe man schließlich zusätzliche Aufgänge und Stützen für die Brücke gekauft.Dass die Brücke, die die von vielen gewünschte Verbindung über die Salm zwischen Salmrohr und neuem Bahnhof herstellen soll, für zu kurz befunden wird, ist das noch relativ frische Ergebnis eines Ortstermins von Behördenvertretern und Planungsbüro. Bei dem Termin hieß es von Seiten der Landespflege und der Wasserwirtschaft, der Durchfluss müsse größer sein. Zu erreichen sei dies durch eine Verlängerung der Brücke durch so genannte Krak-Arme.Brücke als Schrott: Verlustgeschäft

In der kommenden Salmtaler Ratssitzung wird das Büro John nun über die mögliche Verwendbarkeit der Brücke informieren. Für den Fall, dass der gewünschte Standort nicht in Betracht kommt, sieht Manfred Hower einige andere Einsatzmöglichkeiten, beispielsweise an der Gussbach.Die Brücken-Diskussion bleibt also weiterhin spannend. Immerhin war dem Bauwerk beim vergangenen Salmtaler Karnevalszug auch ein eigener kleiner Wagen gewidmet worden. Sein Titel "Schnäppchen-Brücke" lehnte sich offensichtlich an einen TV-Artikel mit gleicher Überschrift an.Ob die Brücke für Salmtal tatsächlich ein Schnäppchen war, muss sich noch zeigen. Für 1250 Euro hatten die Salmtaler die 18 Meter lange Fußgängerbrücke in Kyllburg erstanden. Mittlerweile wurden weitere 1555 Euro für Kranarbeiten und den Transport gezahlt. Ortsbürgermeister Berg rechnete in der vergangenen Ratssitzung vor, dass bei einem derzeitigen Schrottpreis von 150 Euro pro Tonne keine 1000 Euro mehr für die etwa 3,5 Tonnen schwere Stahlkonstruktion zu erwarten seien.Für die Stadt Kyllburg war die Brücke hingegen relativ sicher ein Schnäppchen. Sie hatte das Bauwerk für einen laut Kyllburger VG-Verwaltung symbolischen Betrag von der Bundeswehr übernommen. Die Bundeswehr hat damals ein Lager für Notbrücken geräumt. Die Stadt Kyllburg hat sich dann aber letztendlich gegen die Brücke entschieden, weil sie nicht ins Stadtbild passte.

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