Schule im Hafen

TRABEN-TRARBACH. (red) Seit sechs Monaten findet für neun Schüler der Martin-Luther-King- Schule in Wolf jeden Mittwochvormittag der Unterricht nicht im Klassenzimmer statt, sondern im Hafen von Traben-Trarbach.

Unter der Aufsicht des Sportpädagogen und Segellehrers Jürgen Weis und des Sportwarts der Segelabteilung des RCTT, Ulrich Brach, erhalten die jungen Leute Segelunterricht. Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Projekt hatte Jürgen Weis, der selbst begeisterter Segler ist. Uli Brach und den Vorstand des RCTT musste er nicht lange überzeugen, und auch Manfred Schmitz, Direktor der Martin-Luther-King-Schule, unterstützte das Projekt von Anfang an. "Segeln ist ein außergewöhnlicher Sport, den nicht jeder ausübt. Das Interesse und die Neugierde bei den Kindern ist somit sehr groß. Außerdem können mit Geschick und der richtigen Technik auch Kinder erfolgreich segeln, die sich sonst sportlich nicht sehr begeistern lassen", erklärt Jürgen Weis. Die Schüler sind zwischen neun und 15 Jahren alt und segeln entweder die clubeigenen "Optimisten" (internationales Jüngstenboot) oder aber mit Uli Brach auf dessen 20er Jollenkreuzer. "Wer segelt, muss die Regeln kennen. Bei unseren Segelkindern wird durch den Sport das Regelbewusstsein gestärkt", führt Jürgen Weis aus. "Dieses Bewusstsein wird in den Alltag übernommen, was auch das ausdrückliche Ziel dieser Unterrichtsform ist." Uli Brach erklärt, dass Segeln Verantwortung bedeutet - sowohl im Umgang mit dem Bootsmaterial als auch seinen Mitseglern gegenüber. Der Optimist ist eine Ein-Mann Jolle, der Steuermann übernimmt die Verantwortung für sich und sein Schiff ganz allein. Er muss auf dem Wasser selbstständige Entscheidungen treffen und sie umsetzen. Wer auf einem Mannschaftsboot wie dem 20er Jollenkreuzer segelt, muss im Team arbeiten. Der Steuermann ist auf seine Mitsegler angewiesen. Jeder Handgriff muss sitzen, und die Mannschaft muss sich aufeinander verlassen können. Segeln ist insofern geeignet, Verantwortung und Teamfähigkeit spielerisch und sportlich zu vermitteln. Jürgen Weis hat darüber hinaus einen weiteren positiven Effekt festgestellt: Seine Schüler sind nach dem Segelsport deutlich entspannter. Die Erfahrung auf dem Wasser beruhigt die Kinder. Segler nutzen auch die Winterzeit

Erste seglerische Erfolge sind auch schon zu verbuchen: Uli Brach ersegelte mit einem seiner "Wolfer Segelkinder", dem zwölfjährigen Michael, bei einer Schwerpunktregatta der Schwertzugvögel in Liblar bei Köln einen hervorragenden dritten Platz in einem Feld von 24 Booten. Und auch im Winter wird das Projekt fortgeführt. Die Segelsaison geht bald zu Ende, aber die Winterzeit wird von Seglern genutzt, um ihre Schiffe zu überholen und zu reparieren. Jürgen Weis möchte die handwerklichen Fähigkeiten seiner Schüler nutzen und ihnen verschiedene Bootsbautechniken nahe bringen. Fazit der vergangenen sechs Monate: Das Projekt ist ebenso ungewöhnlich wie erfolgreich. Die Kinder freuen sich auf "ihren Mittwochvormittag" auf dem Wasser, die Betreuer freuen sich über die positiven Auswirkungen des Segelsports auf die Kinder. Alle Beteiligten sehen der Wintersaison gespannt entgegen und sind neugierig auf neue Erfahrungen.

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