Sicherheit auf gefährlichen Straßen

BERNKASTEL-WITTLICH. Wie lassen sich gefährliche Stellen auf den Straßen entschärfen und die Unfallzahlen reduzieren? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Unfallkommission des Kreises Bernkastel-Wittlich. Der TV hat die Experten bei einem Ortstermin an zwei besonders unfallträchtigen Strecken begleitet.

Neun Unfälle, neun Leichtverletzte - und das alles in den zurückliegenden zehn Monaten. Der Blick auf die Statistik der Polizei Bernkastel-Kues beweist: Eine lang gezogene Rechtskurve auf der Kreisstraße 58, zirka drei Kilometer hinter Platten in Richtung Noviand, hat sich zu einem so genannten Unfallhäufungsstelle entwickelt. "Davon sprechen wir, wenn sich an einer Stelle fünf gleichartige Unfälle ereignet haben", sagt Bernd Durst vom Trierer Landesbetrieb Straßen und Verkehr, der die Unfallkommission des Kreises leitet. Und tatsächlich: Die Auflistung, die Klaus Hermann von der Polizei vorlegt, zeigt deutlich: Bei allen neun Unfällen war die Fahrbahn nass, so dass die Autos ins Schleudern gerieten und von der Fahrbahn abkamen.Turnusgemäß trifft sich die Unfallkommission, der Vertreter des Kreises, der Straßenmeistereien, der Polizei, des Landesbetriebs sowie der Verbandsgemeinden und Städte angehören, nur einmal im Frühjahr, um "gefährliche Ecken" im Kreis unter die Lupe zu nehmen. "Aber in so einem Fall können wir natürlich nicht noch monatelang warten", sagt Reinhard Mittler, Fachbereichsleiter Verkehr bei der Kreisverwaltung. Schließlich steht die kalte und nasse Jahreszeit vor der Tür.Beim Termin vor Ort ist der Grund für die stark ansteigende Unfallzahl auf der K 58 offenkundig. "Fehlende Griffigkeit der Fahrbahndecke bei Nässe", konstatiert Ralf Schmitz, Leiter der Straßenmeisterei Wittlich, knapp. Schnell sind sich die Experten einig, welche Sofortmaßnahmen ergriffen werden müssen. "Die Fahrbahndecke muss aufgeraut werden, wir stellen ein Tempo-70 Schild auf und weisen kurz danach mit einem Schild, das Schleudergefahr signalisiert, auf die Gefahrenstelle hin", fasst Mittler das Ergebnis der Beratungen zusammen. Die Kreisverwaltung muss diese Maßnahmen nun behördlich anordnen, da die betreffende Stelle außerhalb einer geschlossenen Ortschaft liegt. Bereits in 14 Tagen könnten die Schilder stehen, so Mittler. Innerorts ist hingegen die jeweilige Verbandsgemeindeverwaltung für die Umsetzung der Vorschläge zuständig. Als weitere Gefahrenstelle hat sich die K 94 zwischen Monzelfeld und der B 50 herauskristallisiert: Auf der Gefällstrecke hat es rund 500 Meter vor der Einmündung in die Bundesstraße in einer Rechtskurve in diesem Jahr bereits vier Mal gekracht - auch hier jeweils bei Nässe. Die Konsequenz: An diesem Streckenabschnitt müsse ein Schleudergefahr-Schild aufgestellt und in der Kurve rot-weiße Richtungstafeln installiert werden, so das Urteil der Experten. "Viele Autofahrer regen sich darüber auf, wenn auf irgendeiner Straße eine neue Tempobeschränkung auftaucht. Aber wir machen das nicht aus Jux und Dollerei", wirbt Mittler um Verständnis. Oberstes Ziel der Kommission sei es, die Unfallzahlen im Kreis zu reduzieren.Schon einige Gefahrenstellen entschärft

"Und", so Mittler, "wir haben in der Vergangenheit schon einiges bewirkt." Er verweist beispielsweise auf die B 50 zwischen Platten und Zeltingen, wo es noch 2001 insgesamt 19 Unfälle gegeben hatte. Seitdem rot-weiße Überzieher auf der Leitplanke leuchten und nur noch Tempo 50 erlaubt ist, habe sich die Zahl der Unfälle in einer besonders gefährlichen Kurve aber drastisch reduziert. Eine weitere Gefahrenstelle sei auch der Mitfahrerparkplatz bei Wengerohr gewesen, wo es oft zu Auffahrunfällen gekommen sei. "Auf unseren Vorschlag hin, wurde dort eine Abbiegespur eingerichtet. Jetzt sind Unfälle dort kein Thema mehr", so Mittler. Doch Mittler und seine Kollegen können nicht nur Erfolge verzeichnen. "Unser großes Sorgenkind bleibt die Hunsrückhöhenstraße", sagt der Mann von der Kreisverwaltung. Viele gefährliche Einmündungen, wie beispielsweise die Hochscheider Kreuzung, sowie fehlende dritte Spuren, um beispielsweise auf dem Weg von der Schalesbach hoch zum Oderter Haus einen langsamen LKW überholen zu können, machen die viel befahrene Straße zu einer besonders unfallträchtigen Strecke. Für Lösungen, die auf der B 327 für mehr Sicherheit sorgen würden, sei einfach kein Geld da, bedauert Mittler und denkt zum Beispiel an die Einrichtung von Kreiseln an gefährlichen Kreuzungen. Über die Erklärung für diesen Missstand sind sich die Experten einig. Im Hinblick auf den Bau der B 50 neu würde der Bund die Haushaltsmittel für Projekte, die der Verkehrssicherheit auf den Straßen in unserer Region dienen würden, derzeit zurückstellen", so ihre Kritik.

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