Solche Weine braucht die Mosel

TRABEN-TRARBACH. Traben-Trarbach, einst vor vielen Jahren zusammen mit Bordeaux Metropole des Welt-Weinhandels, ist als Weinort weniger bekannt. Orte wie Wehlen, Graach oder Bernkastel haben bei vielen Weinfreunden einen immer noch besseren Klang. Doch das kann sich bald ändern, wie jetzt eine Top-Weinprobe bewies.

 Guter Wein inspiriert und macht fröhlich. Von links: Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbandes, Gebietsweinkönigin Kristina Simon, die Traben-Trarbacher Stadtweinkönigin Dorothee Haussmann und Adolph Huesgen von Wildbad Wein GmbH.Foto: Winfried Simon

Guter Wein inspiriert und macht fröhlich. Von links: Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbandes, Gebietsweinkönigin Kristina Simon, die Traben-Trarbacher Stadtweinkönigin Dorothee Haussmann und Adolph Huesgen von Wildbad Wein GmbH.Foto: Winfried Simon

WolfgangPreuß, der Mann, der mit viel Geld aus mancher Bauruine inTraben-Trarbach ein Schmuckstück machte, hatte vor einigen Jahreneine Idee. Das Parkschlösschen hatte er bereits als Top-Adresseunter Europas Wellness-Hotels etabliert, als er sich demehemaligen Kellereigebäude Vollmar im Bernkasteler Weg inTrarbach, unweit vom Parkschlösschen, annahm. Im Oktober 2001 war es soweit: Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten und dank einer Millioneninvestition eröffnete Preuß zusammen mit Adolph Huesgen die Weinhandlung Wildbad Wein GmbH ( TV berichtete).

Edle Rotweine aus Frankreich, Italien und Übersee liegen in den Gewölbekellern, für die die gut betuchten Kunden der Ayurveda-Klinik gerne einmal 50 Euro und mehr pro Flasche zahlen. Für Preuß und Huesgen war von Beginn an klar: Auch die besten Moselweine müssen wir unseren Kunden anbieten können.

Huesgen erinnert an die große Zeit der Moselweine um die Jahrhundertwende, als die Mosel-Gewächse teurer waren als die edelsten Bordeaux-Weine. Huesgen: "Heute kosten Top-Weine aus dem Ausland doppelt so viel wie vergleichbare Qualitäten von der Mosel. Früher war das ganz genau umgekehrt. Wir haben heute wieder die Chance, unseren Mosel-Riesling dorthin zu bringen, wo er hingehört."

Ende vergangenen Jahres entstand die Idee, einmal eine große Weinpräsentation in den repräsentativen Räumen der Wildbad Wein GmbH zu veranstalten, wobei nur Weine aus Traben-Trarbach und Wolf zur Verkostung kommen. Am vergangenen Samstag war es soweit: 24 Winzer stellten den geladenen Gästen sich, ihre Weinphilosophie und 33 Weine vor.

Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel-Saar-Ruwer, kommentierte fachmännisch und kurzweilig die Probe und gab Erläuterungen zur DeutschWeinVision der deutschen Weinwirtschaft. Das Ziel, so Knebel: "Bis zum Jahr 2020 muss deutscher Weißwein Kult sein."

Bei der Präsentation der 33 Weine, mit Ausnahme eines Waldracher Laurentiusberg Riesling Eiswein, allesamt aus Traben-Trarbach, wurde deutlich: Das Qualitätsniveau der heimischen Winzer ist sehr hoch. Mit dazu beigetragen hat sicherlich auch der ständige Vergleich untereinander. Gerd Knebel: "Man versucht permanent, die Qualitätsschraube anzuziehen."

Ein "gesundes Konkurrenzdenken" ist entstanden, kein Winzer will sich heute mehr von einem Kollegen sagen lassen, dass er schlechte Weine hat. Gesundes Konkurrenzdenken heißt auch, dass man sich über die Erfolge des Nachbarn freut.

Wenn man die Traben-Trarbacher Winzer nach ihrer Vision fragt, fallen fast immer zwei Begriffe: Riesling und Steillage.

Ausdrucksstarke Weine standen auf dem Tisch, Weine mit intensiven Fruchtaromen, bei anderen wiederum dominierte ein mineralischer Ton. Die meisten erhielten von Knebel ein ganz besonderes Prädikat: "Solche Weine haben einst die Mosel berühmt gemacht."

Weniger ist mehr, lautet heute die Devise. Soll heißen: Weniger Ertrag und weniger verwirrende Bezeichnungen, dafür mehr Qualität und sich mehr am Verbraucher orientieren.

Doch ungeachtet aller Trends und unzähliger Marktforschungsergebnisse: Eines bleibt und darauf legen die Traben-Trarbacher Winzer auch großen Wert: Wein ist ein ganz individuelles Produkt. Jeder Jahrgang und jede Lage ist anders und jeder Winzer hat seine eigene Handschrift, die man in seinem Wein erkennt.

Das soll auch in Zukunft so bleiben.

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