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Schüler im Unterricht mehr selber machen lassen - dafür plädiert Pädagoge Heinz Klippert. 140 Lehrern aus der Region Trier hat er sein Programm in Salmtal vorgestellt.

Wittlich. (bw) "Es ist unmöglich, jedem Schüler eine individuelle Aufgabe zu geben", sagt Heinz Klippert. "Doch die Schere zwischen schwächeren und stärkeren Schülern geht immer weiter auseinander." Das sei eine Herausforderung, die Lehrer zu bewältigen hätten. Neue Bildungsstandards und Prüfungen sowie die Qualitätsprüfung des Unterrichts kämen hinzu. Klippert arbeitet am Lehrerfortbildungsinstitut der Evangelischen Landeskirche (EFWI) in Landau (siehe Extra). Dort hat er ein Unterrichtsprogramm entwickelt, das seit 2002 in rund 170 Schulen in Rheinland-Pfalz umgesetzt worden ist. Das Ziel: Schüler lernen eigenverantwortlicher und werden im Unterricht mehr gefordert. "Wir müssen Schüler alles selber machen lassen, was sie selber machen können", sagt Klippert. Das fördere die Lernkompetenz der Schüler und entlaste die Lehrer. "Das ist nicht unanständig."Auch der Elternbeirat soll das Programm befürworten

In der Regionalen Schule in Salmtal hat Klippert rund 140 Lehrern aus der Region Trier sein Programm vorgestellt. Sie entscheiden nun, ob sie es gut finden und ihren Kollegen vorstellen. "Wichtig ist, dass zwei Drittel des Kollegiums für das Programm stimmen", sagt Heinz Klippert. Auch der Elternbeirat sollte es befürworten. Matthias Richter, Leiter der Regionalen Schule Salmtal, wünscht sich, das zweijährige Programm an seiner Schule einbringen zu können. "Das Gute an dem Programm ist, dass sich der Unterricht verändert und der Schüler im Mittelpunkt steht", sagt er. Heike Hofmann ist Konrektorin an der Regionalen Schule und Klippert-Trainerin. Sie hat eine Ausbildung gemacht und unterstützt andere Schulen bei der Umsetzung des Programms. Auch sie begrüßt, dass es um die Schüler geht. "Schüler, die sich nicht trauen, aber eine Aufgabe lösen müssen, schöpfen Mut", berichtet sie von ihrer Erfahrung. Gruppenarbeit und Präsentationen spielen bei Klippert eine große Rolle. Otto Böcker, Schulleiter der St.-Michael-Hauptschule Speicher, hat Klipperts Vortrag gut gefallen. In der gemischten Orientierungsstufe hat die Schule bereits Erfahrung mit dem Programm gemacht. "Es ist ein gutes Mittel, um Schüler mit unterschiedlichen Leistungen zu unterrichten", sagt Böcker. Die Finanzierung des Programms und die Freistellung der Trainer ist Teil eines Sonderprogramms des Bildungsministeriums. Pro Schule fallen rund 20 000 Euro an. EXTRA Das Erziehungswissenschaftliche Fort- und Weiterbildungsinstitut der Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz (EFWI) existiert seit 1972. Es ist eines von drei anerkannten Lehrerfortbildungsinstituten in Rheinland-Pfalz. Heinz Klippert arbeitet seit 30 Jahren für das EFWI. Er ist ausgebildeter Lehrer, der in Hessen unterrichtet hat, außerdem studierte er Wirtschaftswissenschaften und Soziologie. (bw)

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