Strecken und Beugen statt Diktat

LONGKAMP. (urs) Statt Lesen und Rechnen standen in der Grundschule Longkamp Strecken und Beugen, Springen und "Kluntschen" auf dem Stundenplan.

Spannend bis zur letzten Minute war der Unterricht in der Grundschule Longkamp. Das Thema "Sitzen und Bewegen" fesselte Erst- wie Viertklässler ausnahmslos. "Lehrerin" Margret Adams, selbständige Krankengymnastin aus Kasel, zeigte sich beeindruckt von ihren Schülern, die sich bis zum Klingelzeichen aktiv beteiligten. Allerdings war der Unterricht, den sie im Rahmen des rheinland-pfälzischen Schulprojekts "Bewegte Schule" anbot, auch alles andere als langweilig. Während Mitarbeiter der Innungskrankenkasse einen Schulranzen-Tüv einrichteten, war ihr Part die Bewegung der Kinder, das Springen und "Kluntschen", sprich Wippen auf dem Stuhl. Mobil ging es auch beim "Lesen im Stehen" zu. Die Spielregeln gab ein an die Tafel geschriebener Satz vor. Bei einem groß geschriebenen Wort durften sich die Kinder groß machen, also recken, bei klein geschriebenen bückten sie sich und machten sich klein. Daneben stand Wirbelsäulen-Kunde auf dem Stundenplan - mal mit Bandscheiben-Modell, mal mit Ranzen. Da musste auch mal das Metermaß her, um den Schülern die Vor- und Nachteile von Schulranzen und Rucksäcken sowie die jeweilige Haltung vor Augen zu führen.Kim nimmt einiges mit nach Hause

Der zehnjährige Kim nahm einige Erkenntnisse mit nach Hause. Zum Beispiel, "dass man den Schulranzen nicht so runter hängen lassen sollte." Außerdem haben er und seine Mitschüler sich gemerkt, dass sie ihre Taschen ordentlich packen sollten, sprich die schweren Bücher an den Rücken und die leichteren Teile nach außen. Die gleichaltrige Michelle wird sicher künftig auf eine ordentliche Sitzhaltung achten. "Man soll die Füße auf dem Boden lassen, wenn man auf dem Stuhl sitzt", hat sie einen Tipp von Krankengymnastin Adams behalten. Was der Zehnjährigen besonders gefiel, war die Demonstration, wie sich die Wirbelsäule bei Bewegungen verhält. Anhand eines biegsamen Modells hatten die Schüler eine Vorstellung davon bekommen, wie sich ihre eigene Wirbelsäule beim Bücken oder Seitwärts-Biegen verrenkt. Am meisten Spaß hat den Viertklässlern aber das Spiel kurz vor Schulschluss gemacht. "Weil man sich da bewegen konnte", erklärte Magdalena. Mit Händen und Füßen hatten sie sich immer neue Bewegungen ausgedacht und 18 Runden lang einen gemeinsamen Rhythmus beibehalten. Peter Brucker, Leiter der Grundschule mit derzeit 77 Kindern, pendelte als Beobachter von Klasse zu Klasse. Am Nachmittag musste er jedoch selbst die Schulbank drücken, als er mit Kollegen aus Longkamp und Monzelfeld sowie Erzieherinnen des örtlichen Kindergartens an einer ergänzenden Fortbildung teilnahm. Zum Abschluss des "bewegten" Tages stand ein Elternabend auf dem Programm, zu dem Brucker erfahrungsgemäß viele Mütter und Väter animieren konnte. Nächstes Vorhaben der Grundschule ist die Beteiligung an "Kinderleicht", einer Aufklärungskampagne des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft zum Thema "Besser essen, mehr bewegen". Partner des Schulprojektes sind neben dem rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung die Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung sowie die Innungskrankenkasse und die Unfallkasse Rheinland-Pfalz.

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