Tante Emma geht die Luft aus

KLAUSEN. (chb) Tausende Pilger besuchen jedes Jahr den Wallfahrts- und Fremdenverkehrsort Klausen. Ein neues Baugebiet ist ausgewiesen und ein Ferienpark im ehemaligen Klostergelände in Planung. Trotzdem schließt ein Einzelhandelsgeschäft nach dem anderen.

Ein Päckchen aufgeben, einen Kopf Salat oder ein Viertel Aufschnitt zum Abendbrot besorgen - in Klausen ist das leider nicht mehr möglich. Die Bürger müssen sich in den Lebensmittelgeschäften der umliegenden Städte und Dörfer versorgen. Doch wie ist es so weit gekommen? Bis vor einem Jahr gab es noch zwei Lebensmittelgeschäfte, eins mit kleiner Fleischtheke, eine Postagentur, einen Arzt und ein Bekleidungsgeschäft. Die beiden Lebensmittelgeschäfte sind aus Alters- beziehungsweise Krankheitsgründen aufgegeben worden. Auch der Arzt musste seine Praxis wegen Krankheit schließen. Nachfolger konnten trotz intensiver Suche bisher nicht gefunden werden. Die Ursachen sind in allen Fällen ähnlich. "Seit das Geschäft in Salmtal aufgemacht hat, war in Klausen nichts mehr los. Die Kunden honorierten nicht, dass ein Geschäft im Ort ist, sie legen Wert auf günstige Ware und eine große Auswahl", sagt Katharina Streit, die das Geschäft mit Lebensmitteln und Metzgerei aufgegeben hat und nun die Geschäftsräume in Wohnungen umwandelt. Ähnlich ist die Situation bei "Otto's junge Mode". "Nach der Umstellung auf den Euro waren die Kunden sehr zurückhaltend, dann erweiterte das Warenhaus Bungert sein Sortiment, da ist auch ein Teil der Kundschaft weg gebrochen. Es lohnt sich einfach nicht mehr", sagt Otto Uwe Antz. Beide Geschäfte waren seit mehr als zehn Jahren in Klausen ansässig. Auch die Gemeinde kann hier wenig tun. "Wir haben leider nur einen begrenzten Einfluss auf die Entwicklung im Einzelhandel, im Umfeld sind zu viele Geschäfte, und die Menschen sind oft nicht bereit, die Geschäfte vor Ort zu unterstützen, indem sie bewusst dort einkaufen", erklärt Ortsbürgermeister Alois Meyer. "Bei der Schließung der Postagentur haben wir von der Gemeinde uns eingeschaltet, aber leider bisher ohne Erfolg, die Post hat ihre Vorgaben und davon geht sie nicht ab". In der Nachbargemeinde Osann- Monzel ist die Situation noch deutlich besser. Hier sind Bäckerei, Metzgerei und Lebensmittelgeschäft im Ort. Auch Arzt und Zahnarzt kann man ohne Auto erreichen. "Die Osanner Bürger nehmen die Geschäfte im Dorf sehr gut an, sie wissen, was sie an ihren Einkaufsmöglichkeiten haben, zudem ist hier in den Nachbarorten auch keine Gelegenheit einzukaufen, da müsste man für jede Kleinigkeit nach Wittlich oder Bernkastel", so Matthias Stoffel, Ortsbürgermeister von Osann-Monzel. Doch ganz abgeschnitten ist Klausen nicht. Zumindest gibt es fahrende Märkte, bei denen die Bevölkerung sich mit dem mit dem Nötigsten eindecken kann. Zudem haben sich Fahrgemeinschaften gebildet, damit ältere Menschen zum Einkaufen in die umliegenden Geschäfte kommen. Briefmarken sind wieder zu haben

Gut ausgestattet sind die Klausener mit Brot und Backwaren, die Bäckerei Turk brauchte nicht aus Altersgründen zu schließen, hier hat sich ein Nachmieter gefunden, und Familie Schmitt betreibt Bäckerei und Café weiter. Daneben hat im Ortsteil Pohlbach eine Filiale der Bäckerei Beicht eröffnet, hier kann man neben Backwaren auch Zeitschriften bekommen. Briefmarken sind auch wieder zu haben, denn beide Bäckereien haben sich bereit erklärt, diese zu vertreiben. So bleibt denn für die Zukunft die Hoffnung, dass sich vielleicht das ein oder andere Geschäft wieder ansiedelt oder in Eigeninitiative ein Dorfladen entsteht. "Durch das Neubaugebiet und die Gäste, die einmal im Klostergelände Urlaub machen, verbessern sich vielleicht die Vorraussetzungen für den Einzelhandel, und das ein oder andere Geschäft siedelt sich wieder an", sieht Ortsbürgermeister Alois Meyer optimistisch in die Zukunft.

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