Therapeuten auf vier Pfoten

BRAUNEBERG/MONZELFELD. In diesen Tagen startet eine Studie, um die Wirksamkeit der so genannten Therapiebegleithundearbeit zu beweisen. Der Lions-Club und eine Kinderärztin unterstützen das Projekt.

Ressort: MoselFotograf: Schmieder UrsulaPersonen HundThera1: Thiel Gerd, Stulginskas PaulBildunterschrift HundThera1: Monzelfeld. Dank Gerd Thiel und seiner Therapiebegleithündin Jackie kann der an frühkindlichem Autismus leidende Paul endlich wieder lachen und ist nicht länger Gefangener seiner selbst. Personen HundThera2: Thiel Gerd, Stulginskas Paul, Stulginskas LorettaBildunterschrift HundThera2: Monzelfeld. Was so spielerisch aussieht, ist für Paul harte Arbeit. Doch Gerd Thiel und seine Therapiebegleithündin Jackie tun wie Pauls Mutter Loretta alles, damit der autistische Junge auch Spaß dabei hat. Die Erfolge von Gerd Thiel sprechen für die "Therapiebegleitung auf vier Pfoten". Dennoch bleibt für viele Betroffene eine Therapie mit Thiels speziell ausgebildeten Hunden Jackie und Luna ein Traum. Denn die Kosten - pro 10-Stunden-Einheit etwa 450 Euro - müssen die Betroffenen größtenteils selbst tragen. Unfallkassen kommen laut Thiel zwar teils bereits dafür auf, doch er hofft, dass auch Krankenkassen die Kosten bald übernehmen. Um sie mit ins Boot zu bekommen, startet ab jetzt eine Studie. Unter ärztlicher Kontrolle der Schweicher Kinder- und Jugendärztin Dr. Agathe Traut will der angehende Sozialpädagoge nachweisen, wie wirksam die Arbeit der Hunde ist. Der Lions-Club Mittelmosel unterstützt dieses Vorhaben finanziell. Darüber hinaus werden jedoch weitere Mittel nötig sein. "Um den Kassen ein Ergebnis abliefern zu können, müssen wir alle Klienten gleich stellen", erklärt der 34-jährige Thiel. Die Therapiekosten im Rahmen der Studie soll daher Thiels "Verein zur Förderung der Therapiebegleithundearbeit Deutschland" übernehmen. Um Objektivität zu gewährleisten, werden zudem nur Patienten - beispielsweise Wachkoma- und Schlaganfall-Patienten, Autisten oder Spastiker - betreut, die der Brauneberger nicht kennt. Von seinen Patienten im Alter von drei bis 52 Jahren wird daher keiner in die Studie aufgenommen. Kern der "Vier-Pfoten-Therapie" ist es, ein Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Mensch aufzubauen. Die ersten Kontakte fördert Thiel zum Beispiel, indem er die Hand des Patienten mit einer für die Hunde leckeren Paste einstreicht. Beim Patienten hat dies den Abbau von Ängsten, das Zulassen von Nähe und - ganz wichtig - Entspannung zur Folge. Die Hunde sind so trainiert, dass sie selbst dann die Nähe nicht scheuen, wenn sie während der Therapie geschlagen oder getreten werden. Die entsprechende Ausbildung der Tiere hat ihren Preis: rund 10 000 Euro ohne Hotel und Fahrtkosten. Der Student im letzten Semester Sozialpädagogik finanzierte die Schulung seiner Hunde über Aushilfsjobs am Bau, aber auch mit Hilfe seines Arbeitgebers, der Martin-Luther-King-Schule in Wolf. Eines von Thiels Zielen ist es, "den Familien eine echte Alternative zu der doch sehr kostenintensiven Delfintherapie zu bieten". Auch für eine Monzelfelder Familie wäre eine solche kaum bezahlbar gewesen. Die Besuche des "Thiel-Teams" sparen sie sich jedoch jeden Cent ab. Erst recht, seit sie sehen, wie es mit ihrem Sohn Paul aufwärts geht. "Diese Wutanfälle, die sind weg", erzählt Loretta Stulginskas, die Mutter des Elfjährigen. Sie wisse allerdings nicht, ob das nun endgültig vorbei sei. Doch allmählich findet die Familie wieder in ihren alten Rhythmus. Der war im Februar aus den Fugen geraten, als Paul die Kueser Rosenbergschule verlassen musste. Der ruhige Junge, der bis dahin bei allem mitgemacht hatte, fing plötzlich an, immer heftiger um sich zu schlagen und zu treten. Seine Mutter gab daher ihre Arbeit im Pflegedienst auf und kümmerte sich um Paul. Diese Pflege wurde allerdings immer schwieriger: Er verweigerte alles - selbst das Essen. Paul setzte sich nicht mehr mit der Familie an den Tisch und hatte Angst vor dem Autofahren. Nach nur sechs Therapie-Einheiten mit Jackie ist Paul wieder viel ruhiger. Kontakt: Gerd Thiel, Telefon 0173/7838276, www.gerd-thiel.de. Bankverbindung Verein zur Förderung der Therapiebegleithundearbeit: Konto 6063475 Raiffeisenbank BKS-WIL, Bankleitzahl 587 609 54. Infos: www.tbdev.de (Berufsverband), www.tiere-als-begleiter.de, www.mitt.de.

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