Tigerfell und kleiner Glücksgott

WITTLICH-WENGEROHR. Trommeln, Pfeile, Masken, Schlangenhaut, Tigerfelle: Das kleine Museum des Missionshauses St. Paul bietet für den völkerkundlich Interessierten allerlei Kostbarkeiten.

Die Steyler Brüder und Patres sind Missionare. Da liegt es in der Natur der Sache, dass sie sich nicht alle in heimatlichen Gefilden aufhalten, sondern im besonderen auch dort leben, wo der christliche Glaube erst noch verkündet werden soll: In Afrika, Asien, Japan und China, in Indonesien, auf den Philippinen, in Australien oder Neuseeland. Von dort brachten sie fremde Gegenstände mit in die Heimat. Solche völkerkundlichen Kostbarkeiten sind im Museum des Missionshauses St. Paul zu besichtigen.Und wer sich anmeldet, bekommt in Bruder Rainer oder Pater Karl Neumann Museumsführer an die Seite gestellt, die es verstehen, ihre Besucher in den Bann des Unbekannten zu ziehen.Für den Trierischen Volksfreund tat das Pater Neumann. Er ist inzwischen fast blind. Wer es nicht weiß, wird es kaum bemerken: Zu gut kennt er sich aus auf den paar Quadratmetern Museum. Die Vorhänge sind zugezogen, um das Überleben der ausgestellten Kunst- und Gebrauchsgegenstände zu sichern. Besonders von Japan und China kann Neumann erzählen. "In Japan habe ich an der Universität von Nagoya unterrichtet", sagt der Mann ohne Kutte. Natürlich beherrscht er die Sprache, und wäre sein Augenlicht besser, könnte er auf seiner japanischen Uhr noch immer das Zeichen für den aktuellen Wochentag ablesen. Kleine Schuhe von zusammengebundenen Frauenfüßen, im alten China das Zeichen von Reichtum und Wohlstand, sind da zu sehen. Woran er japanische von chinesischen Darstellungen unterscheidet? "Das Japanische ist meist fein und harmonisch, das Chinesische greller und bunter", sagt er. Er weist auf einen Shinto-Altar und erzählt beiläufig, dass Japan den Buddhismus aus China übernommen hat. Ebenso wie die etwa 10 000 Schriftzeichen, die Japan auf knapp 3000 reduzierte und simplere Silbenzeichen hinzufügte. Und nicht jeder dickbäuchig dargestellte Mann muss gleich ein Buddha sein: Das belegt in St. Paul ein kleiner, lachender Glücksgott.Auch zu den Schaustücken aus anderen Teilen der Erde erzählt der gebildete Pater Geschichten. "Wenn Schulklassen hier sind, fürchten sich die Kinder immer vor diesem Jäger." Kein Wunder, ist er doch mannsgroß und trägt in der einen Hand ein Beil und der anderen den erbeuteten Kopf eines Feindes. In einer anderen Vitrine liegen winzige Elfenbeintiere, deren filigran geschnitzte Beinchen nur durch eine starke Lupe zu sehen sind: Überreste einer Zeit, als Elefanten noch gnadenlos gejagt wurden. Ein weiteres Highlight für Kinder sind die auf Nadeln aufgespießten Käfer und Schmetterlinge aus aller Welt. An der Decke hängt die Haut einer Abgottschlange, an der Wand das Fell eines Tigers. Auch religiöse Darstellungen sind zu sehen."Wir möchten als Missionare nicht unsere europäische Kunst exportieren, sondern freuen uns auf die Resultate, wenn sich einheimische Kunst mit christlichem Geist vereinigt", so Neumann. Ein Beispiel ist das Kreuz aus der Neuguinea-Ecke, in der auch eine riesige Trommel ausliegt. Der dumpfe Klang ist beeindruckend laut. Schließlich sei das früher sozusagen das Telefon dieser Menschen gewesen, die noch bis vor hundert Jahren all ihre Dinge aus Knochen, Holz und Steinen hergestellt haben. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr und nach Absprachen: Telefon 06571/10000

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