Und ewig ruft der Berg

ENKIRCH. Der 1. Mai ist in Enkirch immer etwas Besonderes. An dem Tag der Arbeit wandert das ganze Dorf mit Kind und Kegel "auf den Berg".

Am 1. Mai wird traditionell in vielen Ortschaften gewandert. Selbstverständlich auch in Enkirch. Doch wer denkt, die Bürger des Moselörtchens würden den beliebten Feiertag am nahe gelegenen Fluss verbringen, irrt sich. Ob Jung oder Alt, Klein oder Groß - am Tag der Arbeit sind die Enkircher schon früh auf den Beinen, um zu ihren Feierstätten "auf den Berg" zu kommen. "Der Mai-Ausflug hat bei uns Tradition. Selbst ehemalige Enkircher, die seit mehreren Jahren nicht mehr hier wohnen, kommen für den 1. Mai wieder zurück in den Ort, um oben auf dem Berg mit Freunden zu feiern", erzählt Enkirchs Bürgermeister Karl-Heinz Weisgerber. Die Zusammenstellung der Gruppen ist dabei unterschiedlich. "Freunde, Vereine oder Schuljahrgänge, das kommt ganz drauf an", sagt der Bürgermeister. Wo genau der Brauch herkommt, weiß Weisgerber nicht. "Wir waren nie eine typische Moselgemeinde. Früher hatten viele Enkircher Wald- oder Landwirtschaftsflächen oben auf dem Berg. Wahrscheinlich sind sie dann alle deshalb dorthin zum Feiern gefahren", sagt Weisgerber. Weil die Enkircher von Kindesbeinen an nichts anderes am 1. Mai als die Bergwanderung gewöhnt waren, übertrug sich dieser Brauch von einer Generation auf die nächste.Manchmal dauert die Feier sogar Tage

Wie man den Enkircher Berg erklimmt, ist dabei jedem selbst überlassen. "Manche fahren mit dem Traktor, andere wandern aber auch. Mit genügend Verpflegung im Gepäck, das versteht sich." Manchmal - je nachdem auf welchen Wochentag der 1. Mai fällt - dauern die Grillfeste, Lagerfeuer-Partys oder Picknicks sogar mehrere Tage. "Die meisten von uns haben dann Urlaub", sagt Karl-Heinz Weisgerber. Allerdings müssen die Partymacher auch gewisse Regeln beachten. Deshalb hat sich in diesem Jahr im Vorfeld des Feiertags eine Interessenskoalition aus Enkircher Bürgern, Ortsgemeindevertretern, Forstvertretern und der landwirtschaftlichen Betriebsgenossenschaft, die die Landwirtschafts-Flächen auf dem Berg bewirtschaftet, gebildet. "Wir haben bestimmte Regeln aufgestellt, die jeden zufrieden stellen", erzählt Weisgerber. Dazu gehört unter anderem dass Feuerstellen nicht am Waldrand angelegt werden dürfen und beim Verlassen abgedeckt werden müssen. Auch dürfen die Wiesen nicht befahren werden, Hunde dürfen nicht frei herumlaufen. "Die Regeln waren nötig, damit wir auch in Zukunft noch auf dem Berg feiern können. Zur Sicherheit haben wir noch einen Wassertank in Höhe des Berghofes aufgestellt", erklärt Weisgerber. Am Ende der Maifeiern trifft sich das Dorf dann wieder unten im Tal - zum Abschluss ist die katholische Kirche Treffpunkt der Feiergemeinde.

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